Periode bleibt aus - ein Grund zur Sorge?

Menstruationsbinde ohne Anzeichen von Regelblutung

Der weibliche Zyklus und die Menstruation sind die Themen der Frauengesundheit schlechthin. Zu Recht, denn einerseits kann das Ausbleiben der Regelblutung eine Schwangerschaft erschweren, andererseits können die Ursachen dafür, dass die Periode ausbleibt, Hinweise auf andere Erkrankungen geben.

Was nehmen Sie aus diesem Artikel mit?

Wie lange ist das Ausbleiben der Periode normal? 

Wenn eine Frau keine Periode bekommt, nennt man das Amenorrhoe. Man unterscheidet in primäre und sekundäre Amenorrhoe. Bei der primären Amenorrhoe hatte die Betroffene nie eine Periode. 


Die Diagnose "sekundäre Amenorrhoe" wird gestellt, wenn eine Frau über einen längeren Zeitraum einen regelmäßigen Zyklus hatte und die Regelblutung 3 Mal ausgeblieben ist. Bei Frauen, deren Zyklus schon vorher sehr unregelmäßig war, wird die Diagnose erst gestellt, wenn die Blutung 6 Monate lang ausgeblieben ist. [1]


Je nach den Umständen kann die behandelnde Frauenärztin oder der behandelnde Frauenarzt aber auch schon früher Untersuchungen durchführen, um herauszufinden, was die Gründe dafür sind, dass die Periode ausbleibt. [2]

Wie funktioniert der weibliche Zyklus?

 Menstruationszyklus-Diagramm

Um zu verstehen, warum die Periode ausbleibt, ist es hilfreich zu wissen, wie der weibliche Zyklus vom Körper gesteuert wird. 

Die gesamte Steuerung erfolgt über die "Hypothalamus-Hypophysen-Gonaden-Achse". Dieser komplizierte Begriff ist lediglich eine Bezeichnung für alle Teile des Körpers, die an der hormonellen Steuerung beteiligt sind. Hypothalamus und Hypophyse befinden sich im Gehirn, die weiblichen Gonaden sind die Eierstöcke. All diese Organe produzieren Hormone und sorgen dafür, dass eine Eizelle reift, der Eisprung stattfindet und die Gebärmutter auf eine mögliche Schwangerschaft vorbereitet wird. [3]

Menstruationszyklus in drei Phasen



Gründe für das Ausbleiben der Periode

Im Folgenden werden die häufigsten Ursachen dafür, dass die Regel ausbleibt, anhand der Zusammenhänge des weiblichen Zyklus erklärt. 

Warum bleibt die Regel aus bei einer Schwangerschaft?

Schwangerschaft ist die erste offensichtliche Ursache für das Ausbleiben der Periode.

Während der Schwangerschaft bleibt die Regelblutung aus, weil der Embryo das Hormon hCG produziert, das den Gelbkörper am Leben erhält und die Produktion von Progesteron anregt. Progesteron sorgt für den Erhalt der Gebärmutterschleimhaut und verhindert so die Menstruation. [1]


Gleichzeitig unterdrückt der hohe Progesteron- und Östrogenspiegel die Hormone FSH und LH. Dies verhindert das Heranreifen neuer Follikel und unterdrückt weitere Eisprünge, so dass sich der Körper ganz auf die bestehende Schwangerschaft konzentrieren kann. [1]

Warum kommen die Tage nicht, wenn man stillt?

Eine junge Mutter hält und küsst ihr Kind

Auch nach der Schwangerschaft bleibt bei vielen stillenden Frauen die Regelblutung aus. Dies wird als "Laktationsamenorrhoe" bezeichnet.


Prolaktin, das für die Milchproduktion verantwortlich ist, hemmt die Freisetzung von GnRH aus dem Hypothalamus. Dadurch werden in der Hypophyse nicht genügend FSH und LH freigesetzt, um die Follikelreifung anzuregen und den Eisprung auszulösen. [4]


Dieser Mechanismus ist nicht völlig sicher. Soll eine weitere Schwangerschaft verhindert werden, muss zusätzlich verhütet werden. 

Bleibt die Periode bei Stress aus?

Stress aktiviert die Freisetzung des Stresshormons Cortisol, das von der Nebenniere produziert wird.

Hohe Cortisolspiegel können die Funktion des Hypothalamus verändern, der normalerweise das Hormon GnRH freisetzt. Dies führt zu einer verminderten Produktion von FSH und LH und zu unterdrückten Eisprüngen. Der Körper versucht, in einer Stressphase Energie zu sparen und eine Schwangerschaft zu vermeiden. [5]

Ich habe abgenommen und jetzt kommt die Periode nicht!

Schnelles Abnehmen geht oft mit dem Ausbleiben der Periode einher. [6]

Der Körper interpretiert den Gewichtsverlust so, dass möglicherweise nicht genügend Energie für eine Schwangerschaft zur Verfügung steht. Deshalb produziert der Hypothalamus weniger GnRH.

Zusätzlich wirkt die Gewichtsabnahme als starker Stressfaktor, der durch den erhöhten Cortisolspiegel die GnRH-Ausschüttung des Hypothalamus zusätzlich hemmt. [6]

Derselbe Mechanismus gilt für Frauen mit anhaltender extremer Unterernährung, z.B. Anorexia nervosa. [2]

Warum haben Sportlerinnen oft keine Periode?

Erhöhte körperliche Belastung, vor allem bei Leistungssportlerinnen mit niedrigem Körperfettanteil, hat einen ähnlichen Effekt wie zu geringes Körpergewicht: Der Hypothalamus reduziert die Ausschüttung von GnRH aufgrund von Energiemangel und erhöhten Cortisolspiegeln. [2]

Kann Übergewicht eine ausbleibende Periode verursachen?

Auch das Ausbleiben der Periode bei Frauen mit Übergewicht ist bekannt. 

Der Grund dafür ist die Produktion von Östrogen im Fettgewebe. [2]

Daher ist der Östrogenspiegel bei Übergewicht oft dauerhaft erhöht. Hohe Östrogenspiegel führen automatisch zu einer verminderten Ausschüttung von FSH und LH. [2]

Zusätzlich kann eine mit Adipositas häufig einhergehende Insulinresistenz die Ausschüttung von Insulin und männlichen Hormonen verändern, was sich negativ auf Follikelreifung und Eisprung auswirkt. [2]

Bleibt die Regelblutung aus, wenn man die Pille nimmt?

Eine Frau liest einen Beipackzettel für Antibabypillen

Alle hormonellen Verhütungsmittel enthalten die synthetischen Versionen des Hormons Progesteron: Gestagen. Durch die Einnahme entsteht im Körper der gleiche Zustand wie bei schwangeren Frauen.


Gestagen unterdrückt den natürlichen Menstruationszyklus, indem es die Freisetzung von GnRH aus dem Hypothalamus und damit die Produktion von FSH und LH in der Hypophyse hemmt. Außerdem können Gestagene die Gebärmutterschleimhaut so dünn machen, dass sie sich entweder gar nicht oder nur so wenig aufbaut, dass die Periode ausbleibt oder nur sehr schwach ist. [6


Alle diese Mechanismen sind erwünscht als Mittel gegen eine ungewollte Schwangerschaft. Allerdings kann es auch nach Absetzen der Pille zu einem längeren Ausbleiben des Eisprungs und der Menstruation kommen. Dies wird als "Post-Pill-Amenorrhoe" bezeichnet. [7]

Bei den meisten Frauen stellt sich innerhalb weniger Monate nach dem Absetzen wieder ein normaler Zyklus mit Eisprung ein. [8]

Warum bleibt die Regel beim PCO-Syndrom aus?

Zu den häufigsten Gründen für verspätete Periode zählt das Polyzystische Ovarialsyndrom (PCOS).

Es handelt sich dabei um einen sich selbst verstärkenden Wirkungsmechanismus:


  1. Frauen mit PCOS haben oft einen erhöhten LH-Spiegel und einen erniedrigten FSH-Spiegel. 
  2. Zu wenig FSH führt dazu, dass die Follikel in den Eierstöcken nicht richtig heranreifen. Es findet kein Eisprung statt. Stattdessen bleiben viele kleine unreife Follikel in den Eierstöcken zurück. Sie verhindern, dass ein weiterer Follikel heranreift und es zum Eisprung kommt. [7]
  3. Durch den gleichzeitig erhöhten LH-Spiegel werden die so genannten Thekazellen in den Eierstöcken stimuliert und produzieren mehr Androgene, also männliche Hormone wie Testosteron. Testosteron wird vom Körper normalerweise in Östrogen umgewandelt, aber die dafür zuständigen Zellen in den Eierstöcken müssen durch FSH dazu angeregt werden. Ist der FSH-Spiegel zu niedrig, bleiben daher zu viele Androgene im Körper. [2]
  4. Die hohen Androgenspiegel wiederum stören den Hypothalamus und die Hypophyse, wodurch das Ungleichgewicht zwischen LH und FSH noch verstärkt wird. [2]


Das PCOS ist häufig mit einer Insulinresistenz verbunden, die zu erhöhten Insulinspiegeln im Blut führt. Diese führen auch zu einer unvollständigen Follikelreifung, einer Störung des Hypothalamus und der Hypophyse und letztlich zu erhöhten Androgenspiegeln. [7] Inzwischen geht man sogar davon aus, dass die Insulinresistenz den Teufelskreis des PCOS auslöst. [9]

Was hat die Schilddrüse damit zu tun, dass die Periode ausbleibt?

Wenn die Schilddrüse zu viel oder zu wenig Schilddrüsenhormone produziert, kann dies die Arbeit des Hypothalamus stören und zu veränderten FSH- und LH-Spiegeln führen, die den Eisprung verhindern können. [2]

Schilddrüsenunterfunktion und Morbus Hashimoto

Bei einer Schilddrüsenunterfunktion kommt erschwerend hinzu, dass die Prolaktinwerte erhöht sein können. Dies ist auch bei stillenden Müttern der Fall. [2]

Schilddrüsenüberfunktion und Morbus Basedow

Bei einer Schilddrüsenüberfunktion kommt erschwerend hinzu, dass dieser Zustand für den Körper als starker Stressor wirkt. Der Cortisolspiegel ist erhöht, wie auch bei Frauen, die unter äußerem Stress stehen, abgenommen haben oder viel Sport treiben. [7]

Warum bleibt die Periode bei den Wechseljahren aus?

Eine Frau in den Wechseljahren in der Sprechstunde einer Gynäkologin

Frauen werden mit einer bestimmten Anzahl von Eizellen geboren. Im Laufe des Lebens nimmt die Zahl dieser Eizellen allmählich ab. Wenn die Eizellreserve ein kritisches Niveau erreicht, beginnen die Eierstöcke, weniger auf die hormonellen Signale von FSH und LH zu reagieren. [10]

Der Beginn wird Perimenopause genannt.


Dadurch kommt es seltener zum Eisprung und häufiger zu menstruationsfreien Phasen. Da die Follikelreifung und der Eisprung seltener werden, sinken auch die Östrogen- und Progesteronspiegel, die von der Follikelreifung und dem Eisprung abhängen. [11]


Wenn alle Eizellen aufgebraucht sind, ist die fruchtbare Phase des Lebens abgeschlossen. Die Eierstöcke stellen ihre Funktion ein. 

Beginnt dieser Prozess vor dem 40. Lebensjahr, spricht man von vorzeitiger Menopause. [10]

Welche Medikamente können den normalen Menstruationszyklus stören?

Einige Medikamente vermindern die Dopaminausschüttung im Gehirn, was die Prolaktinwerte erhöht. 

Das ist bei einigen Medikamenten gegen Bluthochdruck, Übelkeit, Depressionen und Psychosen der Fall. 

Durch das Prolaktin wird die Ausschüttung von GnRH vermindert, was den Eisprung erschwert.

Es gibt auch Medikamente, die direkt die Ausschüttung von GnRH vermindern. Sie werden eingesetzt gegen Bluthochdruck, Endometriose und Myome, bei Alkoholentzug und gegen sehr starke Schmerzen. 

Fragen Sie beim nächsten E-Rezept ausstellen nach, ob das verordnete Medikament den Zyklus beeinflussen könnte.

Periode fällt aus: Was ist zu tun? 

Ist die Periode überfällig, sollte der erste Schritt immer ein Schwangerschaftstest sein, da dies immer noch der häufigste Grund für eine Amenorrhoe ist. [2]

Wenn eine Schwangerschaft ausgeschlossen ist, hängt es von den Umständen ab, welche Ursachen für die Amenorrhoe in Frage kommen.

Bleibt die Periode aus, wenn eine Frau nicht schwanger werden möchte und auch sonst keine besonderen Symptome wie Schmerzen oder ungewöhnlichen Ausfluss auftreten, kann sie gelassen bleiben. Sie kann auch mögliche Anzeichen einer Periode, während sich aber immer noch keine Blutung einstellt, notieren und das beim nächsten Besuch beim Frauenarzt oder der Frauenärztin abklären.


Wenn eine Frau jedoch schwanger werden möchte, sollte sie nicht warten. Spätestens nach dreimaligem Ausbleiben der Regel sollte die Ursache bei der Frauenärztin oder beim Frauenarzt abgeklärt werden. 


Es gibt einige sehr ernsthafte Erkrankungen, die zu einer Amenorrhoe führen. In diesen Fällen sind häufig die Hypophyse oder andere hormonproduzierende Organe betroffen. Diese Erkrankungen machen sich jedoch immer durch andere, deutlich schwerwiegendere Symptome bemerkbar. [5]

Ist das Ausbleiben einer oder mehrerer Monatsblutungen normal?

Unregelmäßigkeiten oder das Ausbleiben der Periode sind normal. Manche Frauen entwickeln nie in ihrem Leben einen regelmäßigen Zyklus, während andere ihr Leben lang die Uhr nach ihrem Zyklus stellen können. 

Da Stress den Zyklus beeinflussen kann, sollte man Unregelmäßigkeiten nicht überbewerten, sondern abwarten und das Thema beim nächsten Frauenarztbesuch ansprechen. 

Welche langfristigen Folgen hat das Ausbleiben der Regelblutung?

Das Ausbleiben der Periode selbst hat keine Folgen. Es ist ein Zeichen dafür, dass kein Eisprung stattgefunden hat und sich die Gebärmutterschleimhaut nicht wie in einem normalen Zyklus aufgebaut hat. 

Die Ursache des Ausbleibens kann jedoch Folgen haben, insbesondere wenn es sich um eine bisher unerkannte Erkrankung handelt. 

Auch kann ein unregelmäßiger Zyklus mit ausbleibendem Eisprung das Schwangerwerden erschweren. 

Lesen Sie mehr:

Quelle

[1] Klein DA, Paradise SL, Reeder RM. Amenorrhea: A Systematic Approach to Diagnosis and Management. Am Fam Physician. 2019;100(1):39-48. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/31259490/ 

[2] Konar, H. (2020). DC Dutta’s textbook of Gynecology. Jaypee Brothers Medical. https://www.google.de/books/edition/DC_Dutta_s_Textbook_of_Gynecology/SUF8zQEACAAJ?hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwjuxvLphYuIAxXHr5UCHYjcBEUQiqUDegQIERAC 

[3] Thakrar, N. et al. Gonadotropins and the Hypothalamic Pituitary Axis. TeachMe Physiology. 08.02.2024. https://teachmephysiology.com/endocrine-system/hypothalamus-pituitary/anterior-pituitary/hypothalamic-pituitary-gonadal-axis/ 

[4] Calik-Ksepka A, Stradczuk M, Czarnecka K, Grymowicz M, Smolarczyk R. Lactational Amenorrhea: Neuroendocrine Pathways Controlling Fertility and Bone Turnover. International Journal of Molecular Sciences. 2022; 23(3):1633. https://doi.org/10.3390/ijms23031633  

[5] Lindsay T. Fourman, Pouneh K. Fazeli, Neuroendocrine Causes of Amenorrhea—An Update, The Journal of Clinical Endocrinology & Metabolism, Volume 100, Issue 3, 1 March 2015, Pages 812–824, https://doi.org/10.1210/jc.2014-3344  

[6] Gershenson, D. M., Lentz, G. M., & Lobo, R. A. (2021). Comprehensive Gynecology (eighth edition). Elsevier. https://www.google.de/books/edition/Comprehensive_Gynecology/4DQtEAAAQBAJ?hl=de&gbpv=0 

[7] Hoffman, B. L., Schorge, J. O., Halvorson, L. M., Hamid, C., Corton, M., & Schaffer, J. I. (2020). Williams Gynecology. McGraw-Hill. https://www.google.de/books/edition/Williams_Gynecology_Fourth_Edition/EMbaDwAAQBAJ?hl=de&gbpv=0&bsq=978-1-26-045687-5 

[8] Pille / Anti-Baby-Pille. Frauenärzte im Netz. https://www.frauenaerzte-im-netz.de/familienplanung-verhuetung/pille-anti-baby-pille/ 

[9] Gershenson, D. M., Lentz, G. M., & Lobo, R. A. (2021). Comprehensive Gynecology (eighth edition). Elsevier. https://www.google.de/books/edition/Comprehensive_Gynecology/4DQtEAAAQBAJ?hl=de&gbpv=0 

[10] Pinkerton, J. Menopause. Juli 2023. https://www.msdmanuals.com/de/profi/gyn%C3%A4kologie-und-geburtshilfe/menopause/menopause 

[11] Wechseljahre und Wechseljahrbeschwerden. Frauenärzte im Netz. 18.05.2018. https://www.frauenaerzte-im-netz.de/koerper-sexualitaet/wechseljahre-klimakterium/ 

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