Abnehmen mit Hypnose – Funktioniert das?

In diesem Artikel erfahren Sie:

• Was Hypnotherapie ist und wie sie funktioniert
• Welche verschiedenen Hypnosetechniken es beim Abnehmen gibt
• Ob und wie gut Hypnose beim Abnehmen wissenschaftlich belegt ist
• ob Schlafhypnose und Selbsthypnose beim Abnehmen helfen
• Welche Vorteile Hypnose gegenüber klassischen Abnehmmethoden bietet

Was ist Hypnotherapie genau?

Hypnotherapie versetzt Patienten in einen Zustand tiefer Entspannung. Das Gehirn schaltet dabei in einen besonderen Modus: Die Aktivität im analytischen Teil nimmt ab, wobei die Bereiche für Kreativität und Gefühle aktiver werden. In diesem Zustand lassen sich neue Denkmuster und Verhaltensweisen leichter verankern.

Anders als viele glauben, bleiben Patienten während der ganzen Sitzung bei Bewusstsein. Sie nehmen ihre Umgebung wahr und können jederzeit aus dem Trancezustand zurückkommen. Die Hypnose ähnelt dem Gefühl, das viele vom Tagträumen oder dem Moment kurz vor dem Einschlafen kennen.

Wissenschaftlich betrachtet, zählt Hypnose zu den anerkannten Therapieformen. Die Deutsche Gesellschaft für Hypnose und Hypnotherapie (DGH) hat Standards für die Ausbildung von Therapeut/innen festgelegt. [1] 

Hypnose kann Ihnen dabei helfen, Schmerzen zu kontrollieren, die Nebenwirkungen einer Krebsbehandlung zu bewältigen, mit psychischen Problemen umzugehen und die Kontrolle über Verhaltensweisen zu erlangen, die Sie gerne ändern würden. Und genau in diesem Bereich wird Hypnose auch zum Abnehmen eingesetzt. 

Nur Ärzt/innen, Psycholog/innen und Heilpraktiker/innen mit Zusatzqualifikation dürfen sie anwenden.

Welche Formen der Hypnotherapie gibt es?

Bei der Hypnotherapie unterscheiden Fachleute verschiedene Ansätze. Jede Form hat ihre eigenen Schwerpunkte und Techniken.

• Die Ericksonian-Hypnose nach Milton Erickson nutzt sanfte, indirekte Suggestionen. Therapeut/innen passen ihre Sprache individuell an und arbeiten oft mit Metaphern. Gerade bei einer erwünschten Gewichtsreduktion mit Hypnose kommt diese Form häufig zum Einsatz.
• Die klassische Hypnose verwendet direkte Suggestionen. Der/die Therapeut/in gibt klare Anweisungen wie "Sie fühlen sich jetzt entspannt". Diese Form eignet sich gut für Menschen, die gerne direkte Anleitungen erhalten.
• Die analytische Hypnose sucht nach unbewussten Ursachen von Problemen. Patienten tauchen in vergangene Erlebnisse ein, um aktuelle Verhaltensmuster zu verstehen und zu verändern.
• Bei der Selbsthypnose lernen Patienten Techniken, die sie eigenständig anwenden können. Diese Form ergänzt oft andere Hypnosearten.

Wie funktioniert die Abnehmhypnose?

Ein klares Bild, wie Hypnose den Gewichtsverlust beeinflusst, fehlt noch in der Forschung. Doch Studien suggerieren verschieden Theorien, wie die Hypnose zum Abnehmen wirken könnte:

Achtsames Essen durch Abnehmhypnose

Im hypnotischen Zustand lernen Patienten, die Signale ihres Körpers wahrzunehmen. Sie spüren besser, wann sie wirklich hungrig sind und wann sie nur aus Gewohnheit zum Kühlschrank greifen. So lässt sich überflüssiger Appetit hemmen. Die Therapie schärft das Bewusstsein für echte Hungergefühle und hilft, zwischen Hunger und anderen Bedürfnissen zu unterscheiden.

Alte Gewohnheiten neu programmieren

Viele Menschen greifen zu Süßigkeiten, wenn sie gestresst sind oder naschen unbewusst vor dem Fernseher. In der Abnehmhypnose lassen sich diese automatischen Verhaltensmuster aufspüren und umwandeln. Patienten entwickeln neue Reaktionen auf Stress oder Langeweile - zum Beispiel einen Spaziergang machen, statt zur Schokolade zu greifen.

Selbstbild und Motivation stärken

Die innere Stimme, die sagt "Das schaffst du nicht" oder "Du bist zu dick" blockiert oft den Weg zum Wunschgewicht. Hypnotherapie zum Abnehmen kann diese negativen Denkmuster auflösen. Patienten bauen eine positive Beziehung zu ihrem Körper auf und sehen sich selbst als Menschen, die gesund leben und auf sich achten. 

Welche Formen der Hypnose werden zum Abnehmen eingesetzt?

Viele Therapeut/innen kombinieren verschiedene Methoden, um sie bestmöglich auf die Bedürfnisse ihrer Patienten abzustimmen.

Die Ericksonian-Methode zählt zu den meistgenutzten Techniken in der Hypnotherapie zum Abnehmen. Laut einer Umfrage nutzten etwa ⅔ der Therapeuten diese Methode. [2]

Der Ansatz nach Milton Erickson arbeitet mit indirekten Suggestionen und Metaphern. Therapeut/innen passen ihre Sprache und Bilder dabei individuell an jede/n Patient/in an.

Bei Essstörungen und Gewichtsproblemen kommt oft die Suggestionshypnose zum Einsatz. Diese Technik ist ein Teil des Ericksonian-Ansatzes. Patienten erhalten sanfte Anregungen für neue Verhaltensweisen - etwa den Teller auch halb voll stehen zu lassen oder langsamer zu essen.

Daneben nutzen Therapeut/innen die hypnotische Entspannungstherapie und klassische Hypnosetechniken. 

Kann man auch mit Schlafhypnose abnehmen?

Die Schlafhypnose lockt mit einem verlockenden Versprechen: Abnehmen im Schlaf nur durch Hypnose. Dabei hören Patienten vor dem Einschlafen oder während des Schlafs Hypnose-Aufnahmen. YouTube und andere Plattformen bieten dazu diverse Videos an.

Doch die Wissenschaft bleibt skeptisch. Bisher fehlen Studien, die eine Wirkung der Hypnotherapie beim Abnehmen belegen. Das Gehirn verarbeitet Informationen im Schlaf anders als im Wachzustand. Ob die hypnotischen Suggestionen im Schlaf das Essverhalten wirklich beeinflussen können, bleibt unklar.

Kann man mit Selbsthypnose abnehmen?

Selbsthypnose bietet eine flexible Alternative zur therapeutischen Hypnose. Patienten lernen dabei Techniken, um sich selbst in einen hypnotischen Zustand zu versetzen - oft mithilfe von Audio-Anleitungen.

Eine aktuelle Studie untersuchte die Wirkung von Selbsthypnose-Aufnahmen über drei Wochen. Die Ergebnisse ernüchtern: Die Teilnehmer/innen der Hypnosegruppe verloren zwar durchschnittlich 0,63 kg, dieser Unterschied war aber statistisch nicht bedeutsam. Auch ihre Motivation und Einstellung zum Abnehmen änderte sich nicht signifikant. [3]

Funktioniert Hypnose wirklich beim Abnehmen?

Die Forschung zeigt: Hypnose kann das Abnehmen unterstützen - besonders in Kombination mit anderen Methoden. 

Hypnose plus Verhaltenstherapie

Die Kombination macht den Unterschied: Während klassische Verhaltenstherapie neue Gewohnheiten aufbaut, verankert die Hypnose diese tiefer im Unterbewusstsein. Patienten lernen nicht nur gesünder zu essen, und emotionales Essen zu vermeiden, sondern entwickeln auch eine natürliche Vorliebe für gesunde Lebensmittel.

Eine Meta-Analyse untersuchte die Wirkung von Hypnose zusammen mit kognitiver Verhaltenstherapie. Das Ergebnis: Patienten konnten mit Hypnose abnehmen, durchschnittlich 5,37 kg, ohne Hypnose nur 2,72 kg. Noch interessanter: Die positive Wirkung der Hypnose verstärkte sich mit der Zeit. [4]

Langfristige Erfolge

Eine Übersichtsarbeit zeigte: Viele Patienten nahmen auch nach Therapieende weiter ab - zwischen einem und zehn Kilogramm. Manche bewegten sich sogar mehr als vorher. Die Hypnose verbesserte zudem das Essverhalten und die Lebensqualität der Teilnehmer/innen. [5, 6]

Stressabbau als Schlüssel

Hypnose mit Fokus auf Stressabbau führte auch nach 18 Monaten noch zu Gewichtsverlust. Die Teilnehmer/innen, die mit Hypnose ihr Gewicht reduzieren konnten, hielten dieses besser als Gruppen ohne Hypnose. Der Grund: Stress treibt viele Menschen zum Essen - wer entspannter ist, isst bewusster. [7]

Abnehmhypnose vs. andere Maßnahmen zur Gewichtsreduktion

Große Vergleichsstudien zwischen Hypnose und traditionellen Abnehmmethoden fehlen bisher. Die bisherigen Forschungsergebnisse zeigen aber: Hypnose kann andere Methoden sinnvoll ergänzen.

Der große Vorteil der Hypnose liegt in ihrer Arbeitsweise. Während Diäten oder Sport viel Willenskraft brauchen, setzt Hypnose tiefer an. Patienten müssen sich nicht jeden Tag neu motivieren, gesund zu essen. Die neuen Gewohnheiten entstehen auf einer unbewussten Ebene.

In Gegensatz zu Medikamenten, die in einer Online-Apotheke oder vor Ort gekauft werden müssen, ist das Abnehmen mit Hypnose nicht verschreibungspflichtig.

Klassische Methoden wie “Clean-Eating” vermitteln zwar Wissen - etwa über Kalorien oder gesunde Lebensmittel. Doch oft scheitert die Umsetzung an alten Mustern. Hypnose kann diese Muster aufbrechen. Patienten greifen nicht mehr automatisch zur Schokolade, wenn sie sich gestresst fühlen.

Ein weiterer Pluspunkt: Hypnose arbeitet ohne Verbote. Statt sich bestimmte Lebensmittel zu verbieten, entwickeln Patienten eine natürliche Vorliebe für gesundes Essen. Das macht den Weg zum Wunschgewicht entspannter als bei strengen Diätplänen.

Fazit

Hypnose kann das Abnehmen unterstützen, besonders in Kombination mit anderen Methoden wie der Verhaltenstherapie. 

Wer nachhaltig abnehmen möchte, findet in der Hypnotherapie einen vielversprechenden Ansatz, der nicht auf Verbote setzt, sondern das Verhältnis zum Essen grundlegend verändern kann.

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Quellen

1. DEUTSCHE GESELLSCHAFT FÜR HYPNOSE UND HYPNOTHERAPIE E.V.  dgh-hypnose.de/. https://dgh-hypnose.de/ 

2. McCann BS. Prevalence of Different Approaches to Clinical Hypnosis: Bridging Research and Practice. Int J Clin Exp Hypn. 2023;71(2):139-152. DOI: 10.1080/00207144.2023.2194934

3. Antoun J, El Zouki M, Saadeh M. The use of audio self-hypnosis to promote weight loss using the transtheoretical model of change: a randomized clinical pilot trial. PeerJ. 2022;10:e14422. Published 2022 Dec 14. doi: 10.7717/peerj.14422

4. Kirsch I. Hypnotic enhancement of cognitive-behavioral weight loss treatments--another meta-reanalysis. J Consult Clin Psychol. 1996;64(3):517-519. DOI: 10.1037//0022-006x.64.3.517

5. Roslim NA, Ahmad A, Mansor M, et al. Hypnotherapy for overweight and obese patients: A narrative review. J Integr Med. 2021;19(1):1-5. DOI: 10.1016/j.joim.2020.10.006

6. Pellegrini M, Carletto S, Scumaci E, Ponzo V, Ostacoli L, Bo S. The Use of Self-Help Strategies in Obesity Treatment. A Narrative Review Focused on Hypnosis and Mindfulness. Curr Obes Rep. 2021;10(3):351-364. doi:10.1007/s13679-021-00443-z

7. Stradling J, Roberts D, Wilson A, Lovelock F. Controlled trial of hypnotherapy for weight loss in patients with obstructive sleep apnoea. Int J Obes Relat Metab Disord. 1998;22(3):278-281. DOI: 10.1038/sj.ijo.0800578