Erektionsstörungen im Faktencheck
Das sind die größten Mythen
Erektionsstörungen sind ein Thema, worüber niemand gerne offen spricht, weil man Angst vor Stigmatisierung hat. Dabei sind in Deutschland alleine etwa 6–8 Millionen Männer von der Erkrankung betroffen. [1] Wie es bei Tabuthemen so üblich ist, ranken sich auch um das Thema Erektionsstörungen zahlreiche Mythen im Internet, weshalb es schwierig sein kann, den Überblick darüber zu behalten, was Mythos und was wissenschaftlich belegt ist.
Mythos 1: Enge Unterhosen führen zu Erektionsstörungen
Fakt: Forschungsstudien der Harvard T.H. Chan School of Public Health haben zwar einen Zusammenhang zwischen enger Kleidung und einer geringeren Spermienzahl gezeigt, was an der erhöhten Temperatur der Hoden durch das enge Anliegen am Körper liegt. Wissenschaftliche Belege zwischen enger Unterwäsche und Erektionsstörungen gibt es jedoch keine. [2]
Mythos 2: Erektile Dysfunktion ist kein „richtiges“ Gesundheitsproblem
Fakt: Erektionsstörungen sind als ernstzunehmende Erkrankung anerkannt, die die Lebensqualität und das emotionale Wohlbefinden eines Mannes erheblich beeinträchtigen kann. In einigen Fällen kann die ED auch sekundär zu einer kardiometabolischen Grunderkrankung wie Diabetes, Gefäßstörungen, Bluthochdruck und Dyslipidämie auftreten. [7] Diese Erkrankungen können den Blutfluss und die Nervenfunktion beeinträchtigen, die beide für eine normale Erektionsfähigkeit entscheidend sind. Es ist deshalb wichtig, Erektionsstörungen nicht nur als isoliertes Problem, sondern auch ganzheitlich als mögliches Symptom eines ernsteren Gesundheitsproblems zu betrachten.
Mythos 3: Nur ältere Männer sind von Erektionsstörungen betroffen
Fakt: Es stimmt, dass ältere Männer häufiger an Erektionsstörungen leiden, allerdings handelt es sich dabei um ein Symptom, das Männer jeden Alters treffen kann. In Zahlen ausgedrückt sind 10 bis 15 % der Männer unter 40 Jahren hiervon betroffen. [1] Bei jungen Männern ist es zwar wahrscheinlicher, dass die Erektionsstörung eine psychische Ursache hat, wie beispielsweise Stress, Angstzustände oder Depressionen, trotzdem haben Studien der Rush-Universität in Chicago gezeigt, dass bei mindestens 15–20 % eine körperliche Ursache vorliegt. [3]
Mythos 4: Männer mit Erektionsstörungen haben kein sexuelles Verlangen
Fakt: Zwar kann eine verminderte Libido mit der Erkrankung einhergehen, allerdings beeinträchtigen Erektionsstörungen selbst die Libido nicht direkt. Forschungsstudien haben eine verminderte Lust auf Sex und erektile Dysfunktion bei Männern mit Diabetes [4] und niedrigem Testosteronspiegel [5] in Verbindung gebracht. Auch psychische Erkrankungen wie eine Depression, Suchterkrankung oder Essstörung, die zu Erektionsstörungen beitragen, können die Lust auf Sex verringern.
Mythos 5: Erektionsstörungen beheben ist unmöglich
Fakt: Die Erektile Dysfunktion ist heutzutage sehr gut behandelbar und bei einigen Patienten auch heilbar. Entscheidend ist hierfür, die zugrundeliegende Erkrankung zu erkennen. So wird beispielsweise berichtet, dass PDE5-Hemmer bei etwa 70 % der Männer wirksam sind. [6] Andere Behandlungsmöglichkeiten sind unter anderem mechanische Hilfen, wie eine Vakuumpumpe, Psychotherapie oder eine nachhaltige Veränderung des Lebensstils, beispielsweise durch regelmäßige körperliche Aktivität, die dazu führt, dass das Blut gut in den Schwellkörper hineinfließen kann. Sollten konservative Maßnahmen keine Erfolge erzielen, kann auch ein chirurgischer Eingriff eine Option sein, zum Beispiel durch eine Implantation einer Penisprothese.
Suchanfragen für Viagra nach Region in Deutschland (2020-2024)
Der Apomeds-Experte Dr. Marcus Horstmann kommentiert:
„Die hohen Suchanfragen nach Viagra, unter anderem im einwohnerstärksten Bundesland, Nordrhein-Westfalen, zeigen ein großes Bewusstsein für Erektionsstörungen. Allerdings zögern viele Männer, professionelle Hilfe zu suchen, was entsprechend zu einem Anstieg von Internet-Recherchen führt. Dies zeigte sich auch in unserer Online-Umfrage: Unter denjenigen, die bereits einmal von Erektionsstörungen betroffen waren, kauften 39 Prozent rezeptfreie Potenzmittel im Internet. Der Gang zum Arzt oder zur Ärztin ist heutzutage leider immer noch ein schwieriges Thema.”
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Quellen:
[1] Braun M, Wassmer G, Klotz T, Reifenrath B, Mathers M, Engelmann U. Epidemiology of erectile dysfunction: results of the „Cologne Male Survey“ Int J Impot Res. 2000;12(6):305–311. doi: 10.1038/sj.ijir.3900622. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/11416833/
[2] Mínguez-Alarcón L, Gaskins AJ, Chiu YH, et al. Type of underwear worn and markers of testicular function among men attending a fertility center. Hum Reprod. 2018;33(9):1749-1756. doi:10.1093/humrep/dey259. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/30102388/
[3] Papagiannopoulos D, Khare N, Nehra A. Evaluation of young men with organic erectile dysfunction. Asian J Androl. 2015;17(1):11-16. doi:10.4103/1008-682X.139253. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4291852/
[4] Nakanishi S, Yamane K, Kamei N, Okubo M, Kohno N. Erectile dysfunction is strongly linked with decreased libido in diabetic men. Aging Male. 2004;7(2):113-119. doi:10.1080/13685530412331284713. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/15672936/
[5] Rizk PJ, Kohn TP, Pastuszak AW, Khera M. Testosterone therapy improves erectile function and libido in hypogonadal men. Curr Opin Urol. 2017;27(6):511-515. doi:10.1097/MOU.0000000000000442. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/28816715/
[6] Park NC, Kim TN, Park HJ. Treatment Strategy for Non-Responders to PDE5 Inhibitors. World J Mens Health. 2013;31(1):31-35. doi:10.5534/wjmh.2013.31.1.31. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3640150/
[7] Yafi FA, Jenkins L, Albersen M, et al. Erectile dysfunction. Nat Rev Dis Primers. 2016;2:16003. Published 2016 Feb 4. doi:10.1038/nrdp.2016.3