Vorzeitiger Samenerguss Behandeln: Bewährte Therapien für mehr Kontrolle
Jeder fünfte Mann kennt das Problem: Der vorzeitige Samenerguss tritt ein, bevor er oder seine Partnerin es wünschen. Was früher als unvermeidliches Schicksal galt, lässt sich heute gezielt behandeln. Von bewährten Medikamenten bis hin zu innovativen Therapieansätzen – die moderne Medizin bietet Männern verschiedene Wege, ihre Ejaculatio Praecox erfolgreich in den Griff zu bekommen.
In diesem Artikel erfahren Sie:
- Welche Medikamente bei vorzeitigem Samenerguss am wirksamsten sind
- Wie lokale Betäubungsmittel sofort helfen können
- Warum die Squeeze-Technik und Stop-Start-Methode funktionieren
- Welche experimentellen Behandlungen des vorzeitigen Samenergusses vielversprechend sind
- Ob operative Eingriffe sinnvoll sind
- Wie effektiv Beckenboden-Training wirklich ist
- Warum Homöopathie bei vorzeitigem Samenerguss nicht evidenzbasiert ist
- Welche Vitamine und Nahrungsergänzungsmittel unterstützend wirken können
Klinisch bewährte Methoden zur Behandlung von vorzeitigem Samenerguss
Die Behandlung der vorzeitigen Ejakulation hat sich in den letzten Jahren komplett gewandelt. Ärzte/Ärztinnen setzen heute auf wissenschaftlich fundierte Therapien, die nachweislich helfen.
1. Betäubende Cremes und Sprays
Lokale Betäubungsmittel wie Lidocain-Prilocain gehören zu den wirksamsten Sofortlösungen gegen vorzeitigen Samenerguss. Diese Präparate können eine überempfindliche Eichel desensibilisieren und verlängern dadurch die Zeit bis zur Ejakulation.
Fortacin-Spray (Recordati)
Diese eutektische Mischung aus Prilocain und Lidocain ist das einzige in Europa speziell für die Therapie von Ejaculatio Praecox zugelassene Lokalanästhetikum.
In klinischen Studien konnte der Mann den Orgasmus verzögern – von ursprünglich 84 Sekunden auf über 11 Minuten. [23]
Die optimale Anwendung von Fortacin-Spray: 3 Sprühstöße, 5 Minuten vor dem Geschlechtsverkehr. Die Behandlung zeigte sowohl bei der intravaginalen Ejakulationslatenzzeit (IELT 221 ± 3.4 Sekunden) als auch bei der Ejakulationskontrolle deutliche Verbesserungen. [1]
Lidocain-Prilocain-Creme 5%
Lidocain-Prilocain-Creme muss 20-30 Minuten vor dem Geschlechtsverkehr aufgetragen werden – länger als bei Sprays, aber mit vergleichbarer Wirksamkeit.
Studien zeigen eine Verlängerung der Zeit bis zur Ejakulation um durchschnittlich 8,7 Minuten (± 1.7 Minuten). Die Creme eignet sich besonders für Männer, die eine gezieltere Anwendung bevorzugen. [2]
2. Antidepressiva als Ejaculatio Praecox Medikament
Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRIs) gelten als Goldstandard in der medikamentösen Behandlung eines vorzeitigen Samenergusses. Diese Medikamente beeinflussen den Serotoninspiegel im Gehirn und verzögern dadurch die Ejakulation.
Dapoxetin (Priligy)
Dapoxetin ist das erste Medikament, das speziell gegen vorzeitige Ejakulation entwickelt und zugelassen wurde. Dieses potente SSRI wird 1-3 Stunden vor dem geplanten Geschlechtsverkehr eingenommen und unterscheidet sich fundamental von herkömmlichen Antidepressiva durch seine pharmakokinetischen Eigenschaften.
Dapoxetin wird schnell aufgenommen und wieder ausgeschieden – so sammelt es sich nicht im Körper an. Auch bei häufiger Anwendung bleibt die Wirkung gleich. Erhältlich in 30 mg und 60 mg, hängt die passende Dosis von Wirkung und Verträglichkeit ab.
Fünf Studien mit 6.081 Männern ab 18 Jahren belegen die Wirksamkeit. Bei der 60mg-Dosis bewerteten 38,3% der Patienten ihre vorzeitige Ejakulation als "besser" oder "viel besser". Die 30mg-Dosis erreichte eine Erfolgsrate von 30,7%. Alle gemessenen Parameter – von der intravaginalen Ejakulationslatenzzeit (IELT) bis hin zu den Premature Ejaculation Profile (PEP) Werten – verbesserten sich signifikant. [3], [4]
Die häufigsten Nebenwirkungen umfassen Übelkeit, Schwindel und Kopfschmerzen. Studien zeigten keine typischen SSRI-Nebenwirkungen, da das Medikament nur kurz im Körper bleibt. Diese Eigenschaft macht Dapoxetin zur ersten Wahl für Männer, die eine bedarfsgerechte Behandlung ihres vorzeitigen Samenergusses ohne tägliche Medikamenteneinnahme bevorzugen.
Paroxetin (off-label)
Dieses ursprünglich als Antidepressivum entwickelte Medikament wird in einer Einzeldosis wenige Stunden vor dem Geschlechtsverkehr eingenommen. Über zwei Drittel der Männer schaffen es, mit Paroxetin den Orgasmus zu verzögern. Die Nebenwirkungsrate lag bei nur 8%, hauptsächlich reduzierte Libido und verzögerter Orgasmus. [5]
Sertralin (off-label)
Sertralin ist ein verlässliches Mittel gegen vorzeitige Ejakulation und lässt sich in Bezug auf die Dosierung flexibel anpassen. Bereits 25mg verlängerten die durchschnittliche Ejakulationszeit von einer auf 7,6 Minuten. Mit 50mg erreichten Männer 13,1 Minuten, bei 100mg sogar 16,4 Minuten. [6]
Eine andere Studie zeigte: Die bedarfsweise Einnahme vier Stunden vor dem Sex verursacht weniger Nebenwirkungen als die tägliche Einnahme und wird daher als verträglicher eingestuft. Etwa zwei Drittel der Männer erleben jedoch binnen sechs Monaten nach Absetzen einen Rückfall. [7]
Fluoxetin (off-label)
Zeigt signifikante Verbesserungen bei der intravaginalen Ejakulationslatenzzeit, der Ejaculationskontrolle und reduziert den Stress bei beiden Partnern/Partnerinnen. Die Wirkung tritt meist nach wenigen Wochen regelmäßiger Einnahme ein, allerdings ist die langfristige Anwendung von Fluoxetin über sechs Monate hinaus oft problematisch. [8]
Citalopram (off-label)
Bei 80 Patienten zeigte sich Citalopram als hochwirksame Alternative. Bei einer täglichen Dosis von 20mg verlängerte sich die IELT von ursprünglich 0,91 Minuten auf 5,64 Minuten nach zwei Wochen und auf 7,12 Minuten nach vier Wochen Behandlung. Parallel verbesserten sich die Zufriedenheitswerte beim Geschlechtsverkehr von 2,5 auf 6,3 Punkte. Die Placebogruppe zeigte keine Verbesserungen. Citalopram bietet eine kostengünstige und gut verträgliche Option, um einen Samenerguss hinauszuzögern. [9]
Fluvoxamin (off-label)
Interessanterweise zeigt Fluvoxamin im Gegensatz zu anderen SSRIs nur minimale Auswirkungen auf die Ejakulation. Studien an männlichen Ratten bestätigten, dass Fluvoxamin auch nach 14-tägiger Behandlung nicht ausreichend den Samenerguss unterdrücken konnte, wobei Paroxetin starke Hemmeffekte zeigte.
Diese Eigenschaft macht Fluvoxamin zur bevorzugten Wahl bei Männern mit Depression, die gleichzeitig unter vorzeitigem Samenerguss leiden, aber keine sexuellen Nebenwirkungen wünschen. Die unterschiedlichen Wirkmechanismen zwischen den SSRIs sind noch nicht vollständig verstanden. [10]
Hinweis: Alle SSRIs außer Dapoxetin sind für die Behandlung von vorzeitigem Samenerguss "off-label" verschrieben. Die Dosierung und Anwendung unterscheidet sich stark von der Behandlung psychischer Erkrankungen.
3. Das Schmerzmedikament Tramadol (off-label)
Tramadol, ein ursprünglich zur Schmerzbehandlung entwickeltes Opioid, hat sich überraschend als wirksames Mittel erwiesen, um eine Ejakulation zu verzögern. Das Medikament blockiert Schmerzrezeptoren im zentralen Nervensystem und beeinflusst dabei auch die Ejakulationskontrolle.
In einer Studie mit Männern zwischen 18 und 45 Jahren verlängerte Tramadol die Ejakulationszeit deutlich: von 59 Sekunden auf bis zu 238 Sekunden – mehr als das Dreifache. Die Placebogruppe erreichte nur knapp 95 Sekunden.[11]
Tramadol kann sowohl täglich als auch bedarfsweise eingenommen werden. Beide Anwendungsformen zeigten in Studien vergleichbare Ergebnisse beim Verzögern einer Ejakulation. Die bedarfsweise Einnahme vor dem Geschlechtsverkehr reduziert das Risiko für Nebenwirkungen und Abhängigkeit.
Die Effektivität von Tramadol entspricht anderen etablierten Ejaculatio Praecox Medikamenten wie Dapoxetin. Patienten berichteten nicht nur über längere Ejakulationszeiten, sondern auch über verbesserte Kontrolle und höhere sexuelle Zufriedenheit.
Als Opioid unterliegt Tramadol der Betäubungsmittelverordnung und birgt ein Abhängigkeitspotential. Die Verschreibung erfolgt daher nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch erfahrene Ärzte/Ärztinnen. [12]
4. Verhaltenstherapeutische Techniken
Körperliche Techniken bilden das Fundament der nicht-medikamentösen Behandlung von vorzeitigem Samenerguss. Diese Methoden erfordern keine Medikamente und können kurz- bis mittelfristig zur Verbesserung der Ejakulationskontrolle beitragen.
Stop-Start-Technik nach Semans
Der Mann oder seine Partnerin stimuliert den Penis bis kurz vor dem Orgasmus. Sobald das Gefühl der bevorstehenden Ejakulation auftritt, wird die Stimulation gestoppt, bis die Erregung abklingt. Nach mehreren Wiederholungen wird die Ejakulation zugelassen. Ziel ist es, die Körpersignale vor dem Orgasmus zu erkennen und die Kontrolle zu verbessern.
Squeeze-Technik nach Masters und Johnson
Ähnlich der Stop-Start-Methode, jedoch drückt die Partnerin die Eichel zusammen, wenn der Mann das Gefühl der bevorstehenden Ejakulation verspürt. So kann er die Erektion verzögern, was wiederum den Samenerguss verzögert. Die Squeeze Methode erfordert gute Kommunikation zwischen den Partnern/Partnerinnen.
Sensate Focus Therapy
Diese Methode beginnt mit non-genitaler Berührung, um Körperbewusstsein zu entwickeln und Leistungsangst zu reduzieren. Brüste, Genitalien und Geschlechtsverkehr sind zunächst tabu. Schrittweise werden genitale Berührungen und schließlich der vollständige Geschlechtsverkehr wieder eingeführt.
Kurzfristig erreichen Verhaltenstherapien Erfolgsraten von 45-65%. Die langfristige Wirksamkeit ist jedoch weniger gut dokumentiert. Neuere Ansätze kombinieren Verhaltenstechniken mit medikamentöser Therapie, um die Ejakulation zu unterdrücken. [13, 14]
5. Psychotherapie und Kognitive Verhaltenstherapie
Die moderne Sexualtherapie setzt zunehmend auf psychologische Ansätze, die vorzeitiges Ejakulieren an der Wurzel behandeln. Kognitive Verhaltenstherapie (KVT) hat sich als besonders wirksam erwiesen.
Anders als klassische Psychotherapie konzentriert sich KVT auf konkrete Probleme und Handlungen. Sie hilft dabei, unkontrollierte Emotionen, Verhaltensweisen und Gedankenmuster zu managen, die zur frühzeitigen Ejakulation beitragen. Der Fokus liegt auf praktischen Lösungen statt auf tiefenpsychologischer Analyse.
Paar-zentrierte Therapie
Aktuelle Leitlinien empfehlen die Kombination von medikamentöser Behandlung mit paar-zentrierter KVT. Dieser Ansatz berücksichtigt, dass vorzeitiger Samenerguss beide Partner/Partnerinnen betrifft und behandelt die Problematik gemeinsam.
Eine Studie zeigte: Nach 6 Wochen kognitiver Verhaltenstherapie (KVT) verbesserten sich sexueller Stress und Zufriedenheit deutlich – auch langfristig. Bei erektiler Dysfunktion verstärkte KVT zusätzlich die Wirkung von PDE5-Hemmern: Männer zeigten bessere IIEF-5-Werte und weniger depressive Symptome als mit Placebo. [15]
Neue und Ergänzende Therapieansätze
Aktuelle Studien belegen, dass neue Therapieansätze helfen können, vorzeitigen Samenerguss zu verhindern.
1. Beckenboden-Training: Die Kraft von innen
Kegel-Übungen, auch Beckenbodenübungen genannt, stärken die Muskulatur, die für die Ejakulationskontrolle mitverantwortlich ist. Diese Methode kann vorzeitigen Samenerguss in 55-83% der Fälle erfolgreich behandeln. [16]
So funktioniert’s:
- Im Stehen werden nacheinander der vordere Schließmuskel, der hintere Schließmuskel und dann die gesamte Beckenbodenmuskulatur angespannt – bildlich gesprochen "von den Hoden zum Bauch ziehen".
- Dabei bleiben die Gesäßmuskeln entspannt, die Beine locker und die Atmung gleichmäßig.
- Die Übung besteht aus 10 schnellen Kontraktionen (je eine Sekunde) gefolgt von 10 gehaltenen Kontraktionen (2-3 Sekunden).
- Diese Sequenz wird dreimal täglich durchgeführt.
Die ersten Verbesserungen bei frühzeitiger Ejakulation sind nach 4–8 Wochen regelmäßigem Training zu beobachten. Das Training sollte lebenslang fortgeführt werden, da es nicht nur die sexuelle Funktion verbessert, sondern auch Inkontinenz vorbeugt. Im Stehen ausgeführt sind die Übungen besonders effektiv, da die Schwerkraft zusätzlichen Widerstand bietet und die Muskeln schneller kräftigt. [16]
2. Digital Health: Apps als Therapieunterstützung
Mobile Coaching-Apps revolutionieren den Kampf gegen das vorzeitige Ejakulieren. Programme wie Kranus Edera in Deutschland bieten strukturierte Trainingsprogramme und therapeutische Module für zu Hause.
Eine Studie verglich eine spezialisierte App zur Bekämpfung eines vorzeitigen Samenergusses mit Standardbehandlung (Treatment as Usual). Die App-Gruppe zeigte signifikant bessere Verbesserungen bei den Premature Ejaculation Diagnostic Tool und Premature Ejaculation Profile Scores. Nach der Behandlung hatten deutlich mehr Männer aus der App-Gruppe keine Symptome von vorzeitigem Samenerguss mehr als in der Kontrollgruppe.
Apps kombinieren Verhaltensübungen mit psychologischen Techniken und bieten 24/7-Verfügbarkeit.
Sie verbessern sowohl die Fähigkeiten zur langsamer zu kommen als auch das sexuelle Selbstvertrauen. Die anonyme Nutzung reduziert Hemmschwellen und ermöglicht diskrete Behandlung von vorzeitigem Samenerguss. [17]
3. Experimentelle Medikamente: Der Blick in die Zukunft
Es werden gerade neue Medikamente gegen vorzeitigen Samenerguss erforscht, die jedoch bislang in der EU noch nicht zugelassen sind.
Cligosiban – Oxytocin-Antagonist
Dieser oral einzunehmende Oxytocin-Rezeptor-Antagonist befindet sich in fortgeschrittenen klinischen Studien.
In Placebo-kontrollierten Untersuchungen verlängerte Cligosiban die IELT um durchschnittlich 61 Sekunden – 3,6-mal mehr als Placebo (16,4 Sekunden). Zusätzlich verbesserten sich Ejakulationskontrolle und ejaculationsbedingter Stress signifikant. Das Medikament war gut verträglich ohne schwerwiegende Nebenwirkungen und bietet Potenzial als bedarfsweise einzunehmende Therapie bei schneller Ejakulation. [18]
Spätere Phase-III-Studien konnten jedoch nicht denselben Nutzen nachweisen, sodass die Entwicklung in einigen Regionen vorerst ausgesetzt wurde.
Botox-Injektionen
Botox in die Eichel oder den Beckenboden zeigen vielversprechende Ergebnisse bei therapieresistenten Fällen einer vorzeitigen Ejakulation.
Studien belegen bei 66-70% der Patienten eine 4-5-fache Verlängerung der Ejakulationszeit (z.B. von 2 auf 10+ Minuten). Die Kombination aus Eichel- und Beckenboden-Injektionen erzielt die besten Resultate. Diese experimentelle Behandlung eignet sich besonders für Männer, die andere Therapien nicht ansprechen. [19]
4. Natürliche Nahrungsergänzungsmittel
Verschiedene Vitamine und Pflanzenstoffe können das Verzögern einer Ejakulation unterstützen, ersetzen jedoch keine evidenzbasierte Behandlung.
Vitaminmangel als Risikofaktor
Eine 2019er Studie fand bei Männern mit erworbener vorzeitiger Ejakulation niedrigere Vitamin D-Spiegel als bei sexuell gesunden Männern. Vitamin D-Mangel erwies sich als unabhängiger Risikofaktor für vorzeitigen Samenerguss. Ähnlich zeigte eine 2017er Studie einen Zusammenhang zwischen niedrigen Vitamin B12-Spiegeln und frühzeitiger Ejakulation. [20]
Synergistische Nährstoffe
Die Kombination aus Zink, Biotin und Folsäure kann bei lebenslanger vorzeitiger Ejakulation hilfreich sein. Biotin (Vitamin B7) moduliert die Sexualfunktion, Zink verbessert die Testosteronwerte und Folsäure erhöht den Serotoninspiegel – alle Faktoren beeinflussen das Risiko von vorzeitigem Samenerguss. [20]
Traditionelle Medizinsysteme
Ayurvedische Kräuter wie Kaunch Beej werden zweimal täglich mit lauwarmem Wasser eingenommen und sollen die frühzeitige Ejakulation etwas lindern. Chinesische Kräutermedizin, insbesondere Yimusake-Tabletten oder Qilin-Pillen, können die Ejakulationszeit um etwa 2 Minuten verlängern. Mögliche Nebenwirkungen umfassen Magenschmerzen, Schwindel und verminderte Libido. Vor der Einnahme sollten Patienten/Patientinnen unbedingt ihren Arzt/ihre Ärztin konsultieren, da Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten möglich sind.
Lässt sich vorzeitiger Samenerguss homöopathisch behandeln?
Die Homöopathie verspricht sanfte Verhinderung der Ejakulation, doch die wissenschaftliche Evidenz bleibt dünn. Homöopathen/Homöopathinnen setzen auf individuell abgestimmte Mittel wie Lycopodium, Selenium oder Argentum nitricum zur Ejaculatio Praecox Therapie.
Für homöopathische Behandlungen der vorzeitigen Ejakulation existieren keine kontrollierten klinischen Studien, die eine Wirksamkeit über den Placebo-Effekt hinaus belegen. Die extrem starken Verdünnungen homöopathischer Präparate enthalten oft keine nachweisbaren Wirkstoffmoleküle mehr.
Bei psychosomatischen Komponenten der frühzeitigen Ejakulation kann der Glaube an die Behandlung durchaus zu subjektiven Verbesserungen führen. Allerdings verzögert sich dadurch oft der Beginn einer evidenzbasierten Therapie.
Kann man vorzeitigen Samenerguss operativ behandeln?
Operative Eingriffe zur Behandlung stellen die letzte Therapieoption dar, wenn alle konservativen Behandlungen versagen. Verschiedene chirurgische Eingriffe zielen darauf ab, die Empfindlichkeit der Eichel zu verringern oder anatomische Strukturen zu verändern, aber die Evidenz ist begrenzt und mögliche Risiken müssen sorgfältig abgewogen werden.
Selektive dorsale Neurektomie (SDN)
Bei diesem Eingriff werden gezielt Äste des dorsalen Penisnervs durchtrennt, der für die Weiterleitung von Empfindungen und Ejakulationsreflexe verantwortlich ist.
Männer mit lebenslanger vorzeitiger Ejakulation haben mehr Nervenäste als sexuell gesunde Männer, was zu Hypersensibilität führt. Klinische Beobachtungen zeigen beeindruckende Erfolge: Die Ejakulationszeit verlängerte sich von unter einer Minute auf über 6,5 Minuten.
Der Effekt ist dauerhaft ohne weitere Medikation oder Vorbereitung vor dem Sex. Allerdings kehrt die vorzeitige Ejakulation bei 10% der Patienten zurück, und Komplikationen wie Schmerzen, erektile Dysfunktion oder Peniskrümmung sind möglich. [21]
Inner-Kondom-Technik
Hierbei wird als Behandlung des vorzeitigen Samenerguss eine "Kondommembran" aus azellulärer dermaler Matrix unter die Penishaut implantiert, um die Sensibilität zu reduzieren. In einer Studie verlängerte sich die durchschnittliche Ejakulationszeit von 40 Sekunden auf 2,5 Minuten.
ADM besteht aus dem gleichen Material wie menschliche Haut und wird auch in der plastischen Chirurgie verwendet. Nach sechs Wochen können Patienten wieder sexuell aktiv werden. Schwerwiegende Komplikationen oder psychosexuelle Probleme traten nicht auf. [22]
Minimalinvasive Verfahren
Kryoablation und Radiofrequenz-Therapien zerstören Nervengewebe durch extreme Kälte bzw. hochfrequente Wellen, um vorzeitigen Samenerguss zu behandeln. Radiofrequenz-Behandlung verlängerte die Ejakulationszeit von 18,5 Sekunden auf 2 Minuten und 20 Sekunden ohne Erektionsprobleme oder Taubheit.
Kryoablation zeigte nach einer Woche Verbesserungen von 55 Sekunden auf über 4 Minuten, jedoch mit abnehmender Wirkung: Nach 90 Tagen nur noch 3 Minuten, nach einem Jahr 1,5 Minuten. Bei 4 von 24 Teilnehmern traten Erektionsstörungen auf, die teilweise spontan oder mit PDE-5-Hemmern behandelt werden konnten. [21]
Fazit
Die Behandlung des vorzeitigen Samenerguss hat sich von einem tabuisierten Problem zu einer erfolgreich behandelbaren Erkrankung entwickelt, bei der Männer zwischen bewährten Medikamenten, Verhaltenstechniken und innovativen Therapieansätzen wählen können.
Die moderne Medizin bietet die Möglichkeit, die Therapie auf den Schweregrad, die zugrunde liegenden Ursachen und die Präferenzen des Patienten abzustimmen, wobei chirurgische Eingriffe nur in wirklich hartnäckigen Fällen vorgenommen werden.
Lesen Sie mehr:
- Die Wurzeln des vorzeitigen Samenergusses: Ursachen und Hintergründe
- Vorzeitigen Samenerguss verhindern – Was kann man tun?
- Die verzögerte Ejakulation: Eine irritierende Sexualstörung
- Ausbleibender Samenerguss im Alter erkennen und loswerden
Quellen:
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