Erektionsstörungen und Leistungsangst

Der Zusammenhang zwischen Erektionsstörungen und Leistungsangst

Fakten 

Was ist Leistungsangst im Kontext des Sexuallebens?

Leistungsangst wird in der Psychologie als „die Erwartung in Leistungssituationen zu scheitern“ definiert. Übertragen auf das Sexualleben kann das bei beiden Geschlechtern zu verschiedenen Einschränkungen der Körperfunktionen führen. Das hat verschiedene Gründe, auf welche später genauer eingegangen wird. 

Es steht fest, dass sexuelle Dysfunktionen häufig mit sexueller Leistungsangst in Verbindung zu bringen sind, jedoch nicht unbedingt gemeinsam auftreten müssen. Des Weiteren ist eine häufig auftretende sexuelle Leistungsangst meist im Kontext eines größeren Problems, nämlich einer generalisierten Angststörung, zu betrachten.

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Leistungsangst und Stress

Sexuelle Leistungsangst kann zwar mit größeren Angststörungen zusammenhängen, muss sie aber nicht. Eine Studie fand heraus, dass auch die Erwartung von Schmerz oder eine Beeinträchtigung des psychosexuellen Wohlbefindens sich negativ auf die Erregung bei anderweitig gesunden Menschen auswirken . 

Unter anderem lässt sich daraus ableiten, dass es eine ganze Reihe von Faktoren gibt, die die sexuelle Leistung negativ beeinflussen können. Zu den Hauptfaktoren, neben der bereits oben beschriebenen chronischen Leistungsangst, gehören außerdem moralische und gesellschaftliche Einstellungen rund um Sex und die Qualität, beziehungsweise Konfliktlastigkeit der Beziehung.

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Der Gipfel der Angst: Sexvermeidung

Zwei sehr ähnliche Störungen werden in der internationalen statistischen Klassifikation der Krankheiten und verwandten Gesundheitsprobleme (ICD-10) aufgeführt, die umgangssprachlich etwa als „Sexvermeidungsstörung“ bezeichnet werden können. Die eine bezeichnet eine deutlich verminderte oder nicht vorhandene Libido (F52.0) und die andere eine Aversion gegenüber Sex und mangelnde sexuelle Befriedigung (F52.1). 

Diese Störungen sind natürlich Extreme. Sexualstörungen können schon deutlich früher auftreten. Ihnen liegt zwar nicht immer eine diagnostizierbare Störung zugrunde, doch ist es ratsam, wenn sexuelle Handlungen oder sogar bereits jegliche Art der Berührung im Genitalbereich negative Gefühle hervorrufen, eine psychologische Beratung zu besuchen.

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Warum erschwert Leistungsangst bzw. Stress eine Erektion?

Wenn wir uns gestresst oder ängstlich fühlen, reagiert unser Körper mit der Kampf-oder-Flucht-Reaktion. Dabei setzt er die Stresshormone Adrenalin und Cortisol frei. Der Puls und  Blutdruck steigen und die Atmung wird beschleunigt. Das sind alles essentielle Funktionen des Körpers, die ihn auf eine Flucht oder einen Kampf vorbereiten. Im Zuge dessen werden allerdings auch in dieser Situation nicht-essenzielle Funktionen des Körpers heruntergefahren. Eine davon ist die Lust.

Die freigesetzten Hormone reduzieren die Lust und verengen die Blutgefäße im Penis. So wird es schwierig, eine Erektion zu bekommen, was wiederum dazu dient, die Flucht oder den Kampf im Körper vorzubereiten. Auf diese Art löst der Stress, der durch die Angst, welche, wie oben beschrieben, verschiedene Gründe haben kann, bedingt ist, Erektionsprobleme aus. Aber was ist, wenn es andersherum ist?

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Oder: Warum verursachen Erektionsprobleme Versagensängste?

Genauso wie die Versagensangst Auslöser für Stress und somit eine unbefriedigende sexuelle Leistung sein kann, kann es auch andersherum sein. Wer in der Vergangenheit schlechte Erfahrung mit der sexuellen Leistung gemacht hat, kann in Zukunft Angst vor dem Sex entwickeln, welche dann im weiteren Verlauf den Sex weiter beeinträchtigt. So entsteht ein Kreislauf, der sich nur schwer durchbrechen lässt.

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Was kann ich tun, wenn ich Schwierigkeiten habe, eine Erektion zu bekommen?

Wer Probleme im Sexleben hat und vermutet, dass diese mit Stress oder Leistungsangst zusammenhängen, ist gut beraten, sich an psychologisches Fachpersonal zu wenden. Hierfür kann der Hausarzt eine Überweisung ausstellen.

Auch urologisches Fachpersonal ist eine gute Anlaufstelle. Hier wird beispielsweise nach der Krankheitsgeschichte gefragt und nach Medikamenten, die eingenommen werden oder wurden. Es existieren eine ganze Reihe von Medikamenten, die eine erektile Dysfunktion verursachen können. 

Häufig verschreiben Urologen sehr schnell Medikamente, um die erektile Dysfunktion zu behandeln. Das ist auch in den meisten Fällen kein Problem, doch wenn es sich bei den Erektionsproblemen um eine psychisch induzierte erektile Dysfunktion handelt, sind die Patienten gut damit beraten, neben der medikamentösen Therapie, auch psychologischen Beistand aufzusuchen.

Ein Therapieansatz, der nicht vom Arzt verschrieben werden muss, ist die Umstellung des Lebensstils. Wenn es sich bei dem Stress und der Leistungsangst beispielsweise um beruflichen Stress handelt, sind einfache Meditationseinheiten, gesündere Ernährung, Sport und feste Entspannungszeiten im Tagesplan ein guter Anfangspunkt.

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Gibt es eine Heilung?

Der beste Ansatz für eine Behandlung der stressinduzierten oder angstinduzierten erektilen Dysfunktion ist immer individuell. Bei jedem Menschen sind die Gründe für Stress unterschiedlich, sei es im Beruf, der Familie, der Beziehung oder in anderen Lebensbereichen. Die Behandlung sollte daher immer den individuellen Bedürfnissen des Patienten entsprechen. 

Häufig kann die psychologische Behandlung mit Medikamenten gegen ED begleitet werden. In einigen Fällen, beispielsweise in solchen, in denen sexuelle Misserfolge zu Stress führen und den Teufelskreis befeuern, können Medikamente hilfreich sein, um diesen zu brechen. 

Gleichzeitig ist ein weiterer Ansatz, der für alle Betroffenen einer erektilen Dysfunktion gilt, sich nicht zu sehr auf die Penetration im Geschlechtsverkehr zu fokussieren. Es gibt viele verschiedene Arten, sich gegenseitig zu befriedigen, die auch ohne Erektion Spaß machen. Die damit einhergehende Kommunikation mit dem Gegenüber kann nebenbei auch selbst zu einer Verbesserung des Problems führen.


Leistungsangst und erektile Dysfunktion

Wer von Sex gestresst wird, setzt Hormone frei, die den Sex unmöglich machen können. Das liegt an der Kampf-oder-Flucht-Reaktion unseres Körpers. So entstehen „Versagenserfahrungen“, die bei wiederholtem Versuch, es wiederum unmöglich machen, Sex zu haben. Dies kann zu einem Teufelskreis führen, in dem Sex unmöglich wird. 

Medikamente gegen erektile Dysfunktion können Ihnen helfen, eine Erektion zu bekommen, es ist jedoch zusätzlich wichtig, darüber nachzudenken, in psychologische Behandlung zu gehen und zu versuchen, Stress und Angst allgemein zu reduzieren, damit der Kreislauf durchbrochen werden kann. Potenzmittel helfen Ihnen eine Erektion zu bekommen, doch nicht damit, die Ursache der Leistungsangst zu klären, deshalb sind Gespräche mit einem Therapeuten und dem Partner oft unerlässlich.

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Quellen: 

[i] McCabe, M. P. (2005); “The role of performance anxiety in the development and maintenance of sexual dysfunction in men and women”; International Journal of Stress Management; https://psycnet.apa.org/record/2006-01347-006 

[ii] Awada, N. & Kollegen (2014); “Sexual anxiety”; The Wiley handbook of anxiety disorders, Vol. 1. Theory and research, Vol. 2. Clinical assessment and treatment (pp. 567–580); https://psycnet.apa.org/record/2015-01137-027 

[iii] Spektrum.de; „Leistungsangst“; Lexikon der Psychologie (2000); https://www.spektrum.de/lexikon/psychologie/leistungsangst/8701  

[iv] Hale VE, Strassberg DS.; „The role of anxiety on sexual arousal”; Archives of sexual behavior; (1990); https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/2082861/ 

[v] ICD-10-CM Coding Guide; F52.0 / F52.1; https://www.unboundmedicine.com/icd/view/ICD-10-CM/869581/all/F52_0___Hypoactive_sexual_desire_disorder 

[vi] Center of Anxiety Disorders; “Sex Avoidance and Anxiety Disorders”; https://www.unboundmedicine.com/icd/view/ICD-10-CM/869581/all/F52_0___Hypoactive_sexual_desire_disorder 

[vii] Herman, J.P & Kollegen; “Regulation of the Hypothalamic-Pituitary-Adrenocortical Stress Response”; In Comprehensive Physiology (2016); R. Terjung (Ed.). https://doi.org/10.1002/cphy.c150015

[iix] Cedric H. L. Shackleton; Centre for Endocrinology, Diabetes and Metabolism (CEDAM), The University of Birmingham; “Role of a Disordered Steroid Metabolome in the Elucidation of Sterol and Steroid Biosynthesis”; Authors Manuscript (2012); https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3564490/pdf/nihms438698.pdf 

[ix] Giorgio Corettei & Irene Baldi; “The relationship between anxiety disorder and sexual dysfunction”, Psychaitric Times Vol. 24 No. 9 (2007); https://www.psychiatrictimes.com/view/relationship-between-anxiety-disorders-and-sexual-dysfunction 



Medizinisch geprüft von:

 Dr. Marcus Horstmann, geboren in Hannover, studierte Medizin in Berlin und absolvierte anschließend die Facharztausbildung für Urologie und Allgemeinchirurgie. Durch seine Tätigkeit als Abteilungsleiter in verschiedenen Krankenhäusern sammelte er 17 Jahre lang viel Erfahrung. Seine urologisch-chirurgischen Fähigkeiten schließen unter anderem Roboterchirurgie, Begradigung von Penisabweichungen oder die Implantation künstlicher Schließmuskel mit ein. 


Aktualisiert am 13.09.2022


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