Gender Identifikation – Das psychische Geschlecht

Illustration der Frage nach der geschlechtlichen Identität

Geschlechtsidentität beschreibt das persönliche Empfinden einer Person in Bezug auf ihr Geschlecht – unabhängig von körperlichen Merkmalen oder gesellschaftlichen Zuschreibungen.

Seit 2023 gibt es in Deutschland das sogenannte Selbstbestimmungsgesetz, das es trans*, inter* und nichtbinären Personen erleichtern soll, ihren Geschlechtseintrag und Vornamen im Personenstandsregister zu ändern – ohne medizinisches Gutachten. [1]

Daher ist es unerlässlich, sich zumindest der Vielfalt und der Unterschiede in diesem Bereich bewusst zu sein.

Transgender

 Illustration der Transgender-Identität

Definition: Personen, deren psychologische Geschlechtsidentität nicht übereinstimmt mit dem ihnen bei Geburt zugewiesenen Geschlecht. [2]

Es handelt sich also um Menschen, die bei der Geburt z.B. als weiblich erkannt wurden, sich aber tatsächlich als männlich empfinden. Sie sind binär transgender, also Frau zu Mann, Mann zu Frau oder nichtbinär transgender, also z.B. Frau zu einer zwischengeschlechtlichen Form.  Beide Formen werden als trans* oder inter* zusammengefasst. 

Cisgender ist das Gegenteil, wenn sich eine Frau auch als dem weiblichen Geschlecht zugehörig empfindet. 

Transidentität schließt umfassender auch Trans-Menschen ohne operative Geschlechtsangleichung ein.

Genderqueer

Definition: Personen, die sich als weder/noch identifizieren, oder als beides oder als Kombination von Mann und Frau. [3]

Eine genderqueere Person (GQ) empfindet ihr eigenes Geschlecht als nicht übereinstimmend mit den gesellschaftlichen Erwartungen an ihr biologisches Geschlecht. Dieses Empfinden zeigt sich in Gedanken, Gefühlen, Verhalten und vor allem in der tief verankerten Geschlechtsidentität. Obwohl genderqueere Menschen sehr unterschiedliche und individuelle Erfahrungen mit Geschlecht machen, eint sie ein dauerhaftes Unbehagen, ausschließlich einem binären Geschlecht - also männlich oder weiblich - zugeordnet zu werden, wie es meist von Geburt an der Fall ist.

Genderfluid

Illustration der Genderfluid-Identität

Definition: Personen, deren Geschlechtsidentität sich verschiebt oder flexibel verändert, statt anhaltend gleich zu bleiben. [4]

Für manche junge Menschen ist Geschlechtsfluidität ein Weg, sich selbst besser kennenzulernen und mit verschiedenen geschlechtlichen Ausdrucksformen zu experimentieren – bevor sich eine stabilere Geschlechtsidentität entwickelt. Für andere bleibt das Erleben eines fließenden Geschlechtsgefühls dauerhaft ein natürlicher Teil ihrer Identität. 


Personen, die sich als genderfluid bezeichnen, empfinden ihr Geschlecht als veränderlich – je nach Zeit, Situation oder Lebensphase. Diese Identität wird in der Regel dem trans*- und nichtbinären Spektrum zugeordnet, also jenen Menschen, deren Geschlechtsidentität nicht mit dem bei der Geburt eingetragenen Geschlecht übereinstimmt.

Bigender („zweigeschlechtlich“)

Definition: Personen, die zwischen den Geschlechtsidentitäten Frau und Mann wechseln.

Bigender-Personen erleben zwei Geschlechtsidentitäten – meist männlich und weiblich – entweder abwechselnd oder gleichzeitig. Dieses innere Empfinden kann sich je nach Tag oder Situation verändern oder dauerhaft bestehen. Als nichtbinäre Identität überschreitet Bigender die klassische Zweiteilung von Geschlecht und drückt eine tiefe, persönliche Verbindung zu mehr als einem Geschlecht aus – unabhängig von äußerem Erscheinungsbild oder Geburtseintrag.

Trigender („dreigeschlechtlich“) 

Definition: Personen, die zwischen Frau, Mann und einer dritten Geschlechtsidentität wechseln

Die dritte kann eine Mischform aus Mann/Frau sein oder ganz außerhalb der Zweigeschlechtlichkeit liegen, oder auch das (zeitweilige) Gefühl sein, sich keinem Geschlecht zugehörig zu fühlen

Pangender („allgeschlechtlich“)

Gender-Identität Konzept Illustration

Definition: Personen, die sich mehreren oder allen Geschlechtern irgendwie zugehörig fühlen, ohne dabei auf eines festgelegt zu sein.

Obwohl sowohl pangender als auch nichtbinäre Identitäten über die traditionelle Zweigeschlechtlichkeit hinausgehen, bedeuten sie nicht dasselbe. Nichtbinär ist ein Sammelbegriff für Menschen, deren Geschlechtsidentität nicht klar in die Kategorien „männlich“ oder „weiblich“ passt. Eine pangender-Person kann sich durchaus auch als nichtbinär verstehen, da sie sich mit vielen – oder sogar allen – Geschlechtern identifiziert. Umgekehrt trifft das aber nicht auf alle nichtbinären Menschen zu. Manche von ihnen empfinden gar keine Zugehörigkeit zu einem Geschlecht – wie es beispielsweise bei agender Personen der Fall ist. Das steht im starken Gegensatz zum pangender-Erleben, bei dem die Identifikation mit allen Geschlechtern im Vordergrund steht.

Agender

Definition: Personen, die sich innerlich als ungeschlechtlich empfinden.

Agender-Menschen lehnen die gesellschaftliche Geschlechtertrennung in männlich und weiblich ab und ordnen sich keinem der beiden Geschlechter zu.

Etwas Anderes ist

Asexuell

Definition: Asexuell ist eine sexuelle Orientierung, bei der eine Person keine oder nur sehr geringe sexuelle Anziehung gegenüber anderen verspürt.

Asexuelle Menschen empfinden kein oder nur selten sexuelles Verlangen. Das bedeutet jedoch nicht zwangsläufig, dass sie keine romantischen Beziehungen führen oder emotionale Nähe suchen. Asexualität ist vielfältig – manche fühlen sich z. B. nur unter bestimmten Bedingungen sexuell hingezogen (z. B. demisexuell), andere gar nicht.

Demigender

Definition: Personen, die sich teilweise oder hauptsächlich mit einem Geschlecht identifizieren, gleichzeitig aber auch mit einem anderen. 

Diese Gruppe schließt Untergruppen ein, so sieht sich eine Demifrau (demigirl) nur teilweise als Frau (unabhängig vom Geburtsgeschlecht), während andere Teile ihrer Identität anderen Geschlechtern zugehören oder auch genderfluid oder agender sein können; in spiegelbildlicher Form tut das ein Demimann (demiboy).

Abinär

Definition: Abinär bezeichnet Personen, die sich nicht (nur) als männlich oder weiblich identifizieren und außerhalb des binären Geschlechtersystems verorten.

Abinäre Menschen lehnen die strikte Einteilung in „männlich“ und „weiblich“ ab oder fühlen sich diesen Kategorien nicht eindeutig zugehörig. Der Begriff wird oft als positivere Alternative zu „nichtbinär“ verwendet, da er nicht die Abweichung von einer Norm betont, sondern die eigene Identität in den Vordergrund stellt.

Wir benutzen die Formulierung ‚inter*, trans* und (andere) abinäre Menschen‘, um kenntlich zu machen, dass inter* und trans* Menschen auch abinär sein können, aber nicht alle abinären Menschen inter* oder trans* sein müssen.

Queer

Symbol der LGBT-Gemeinschaft

Definition: Queer ist ein Sammelbegriff für sexuelle Orientierungen und Geschlechtsidentitäten, die von der gesellschaftlichen Norm – insbesondere von Heterosexualität und binärem Geschlechterverständnis – abweichen.


Ursprünglich ein Schimpfwort, wurde queer in den 1990er-Jahren von der LGBTQIA+-Community als stolze Selbstbezeichnung zurückerobert. Heute umfasst der Begriff vielfältige Identitäten jenseits der Heteronorm, darunter lesbisch, schwul, bisexuell, trans*, inter* oder nichtbinär. Der Begriff ist nicht unumstritten, da sich nicht alle unter „queer“ wiederfinden. Wichtig: Queer beschreibt nicht automatisch die sexuelle Orientierung – eine nichtbinäre Person kann z. B. auch hetero, homo, bi oder asexuell sein.

Wie viele Personen sind von diesen Varianten betroffen?

In einer weltweiten Umfrage aus dem Jahr 2023 gaben 3 % der Befragten aus 30 Ländern an, sich als trans*, nichtbinär, genderfluid oder auf andere Weise außerhalb traditioneller Geschlechtskategorien zu identifizieren. [5]


Weltweite Statistiken zeigen, dass sich 11 % der deutschen Bevölkerung nicht als heterosexuell, sondern als LGBTQI+– also lesbisch, schwul, bisexuell und/oder trans* – bezeichnen. Damit zählt Deutschland zu den fünf Ländern mit dem höchsten Anteil an LGBTQI+-Personen, zusammen mit den Niederlanden (14 %), Brasilien (13 %), dem Vereinigten Königreich (11 %) und Kanada (11 %). [6]


Trotz der Vielfalt innerhalb der LGBTIQ+-Gemeinschaft zeigen Studien, dass viele Menschen mit ähnlichen Herausforderungen in Bezug auf Gesundheit und Wohlbefinden konfrontiert sind. Aus Angst vor Ausgrenzung und Diskriminierung meiden viele den Kontakt zu medizinischem Personal oder verzichten auf notwendige Gesundheitsleistungen - mit zum Teil schwerwiegenden physischen und psychischen Folgen. Darüber hinaus sind sie häufig von Menschenrechtsverletzungen wie Gewalt, Kriminalisierung, Zwangsbehandlung oder Diskriminierung betroffen.

Wie gendere ich richtig?

Es gibt mittlerweile 6 Formen, wie in Gesprächen und vor allem geschriebenen Texten eine umfassendere Einbeziehung der unterschiedlichen Geschlechter gewährleistet wird:

  1. Das Binnen-I:  SchülerIn, LehrerIn
  2. Der Unterstrich: Schüler_in, Lehrer_in
  3. Der Schrägstrich: Schüler/in, Lehrer/in
  4. Das Sternchen: Schüler*in, Lehrer*in
  5. Die Paarform: Schüler und Schülerinnen. Lehrer und Lehrerinnen
  6. Geschlechtsneutral: die Studierenden, die Lehrenden

Ab 2009 entwickelte Illi Anna Heger die Personalpronomina (Ich, du, er/sie/es …) xier/xieser/xiem/xien, zusammen mit den Possessivpronomina (mein, dein, …) xiesa, xiese, xies und den Artikeln (der, die, das) dier/dies/diem/dien. Es findet gelegentliche Verwendung in Presseberichten über nichtbinäre Personen.

Lesen Sie mehr:

Quellen:

  1. Selbst über das eigene Geschlecht bestimmen. Selbstbestimmungsgesetz tritt in Kraft. November 2024. Bundesregierung https://www.bundesregierung.de/breg-de/aktuelles/selbstbestimmungsgesetz-2215426 

  2. Trans*. Antidiskriminierungsstelle des Bundes – 2024. Geschlecht und Geschlechtsidentität. Trans

  3. Genderinkongruenz und Geschlechtsdysphorie. MSD Manuals. Juli 2023. Merck & Co

  4. Ritch C. Savin-Williams Ph.D. A Guide to Genderqueer, Non-Binary, and Genderfluid Identity. July 29, 2018. Psychology Today

  5. Gender identity worldwide 2023, by country. Mar 3, 2025. Statista Research Department.

  6. Which Country Has the Largest LGBTQI+ Population? 2025. World Population Review. https://worldpopulationreview.com/country-rankings/lgbtq-population-by-country 

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