Plötzliche Erektionsstörung: Ursachen und Behandlung
Plötzliche Erektionsstörungen, genauso wie sich langsam anbahnende Erektionsstörungen, können einen großen negativen Einfluss auf die Psyche der Betroffenen haben. Allerdings wird häufig angenommen, dass Erektionsstörungen nicht einfach so aus dem Nichts auftauchen, das stimmt. Obwohl das stimmt, treten sie nicht trotzdem manchmal unerwartet und plötzlich auf? Mit Sicherheit! Doch was sind die Unterschiede?
Plötzliche Erektionsstörung vs. chronische Erektionsstörungen
Plötzlich keine Erektion mehr? Wenn Männer unerwartet Erektionsstörungen bekommen, ziehen sie schnell voreilige Schlüsse, nennen es erektile Dysfunktion und versuchen sich Erektionspillen zu verschaffen. Doch ist das wirklich der richtige Weg und ist eine spontan auftretende Erektionsstörung wirklich eine erektile Dysfunktion oder gibt es da Unterschiede?
Ja, die gibt es.
Von einer erektilen Dysfunktion bzw. einer chronischen Erektionsstörung wird gesprochen, wenn:
- in mehr als zwei Drittel der Versuche der Geschlechtsverkehr nicht erfolgreich ist und
- das Problem über mehr als sechs Monate hinweg besteht.
Das Auftreten einer erektilen Dysfunktion ist meist ein schleichender Prozess. In den meisten Fällen liegen diesem schleichenden Prozess körperliche Ursachen zugrunde.
Plötzliche Erektionsstörungen können:
- psychisch bedingt sein,
- medikamentös bedingt sein,
- von heute auf morgen auftreten und wieder verschwinden.
Die Umstände, unter denen plötzliche Potenzprobleme auftreten können, sind mannigfaltig. Körperliche Ursachen, die unmittelbar zu Erektionsproblemen führen, sind selten. Häufiger können Lebensumstände (im Gegensatz zum Körper) die Auslöser für gelegentliche Erektionsprobleme sein.
Sind plötzliche Erektionsprobleme temporär?
Das ist durchaus sehr gut möglich. Bei plötzlichen Erektionsstörungen kommt es häufig vor, dass sie ohne Zutun der Betroffenen genauso schnell wieder verschwinden, wie sie gekommen sind. Ob Erektionsstörungen, die unerwartet auftreten, nur temporäre Probleme sind, hängt allerdings davon ab, was sie ursprünglich hervorgerufen hat.
Im Folgenden gehen wir genauer auf die Ursachen von plötzlicher Erektionsstörung ein und erklären, welche Behandlungsoptionen Ihnen offenstehen.
Ursachen für plötzliche Erektionsstörung
Die Gründe für Erektionsprobleme können vielfältig sein und reichen von körperlichen Ursachen wie Durchblutungsstörungen bis hin zu psychischen Faktoren wie Stress und Angst. Besonders im Vordergrund stehen bei plötzlicher Erektionsstörung allerdings psychischen Ursachen. Obwohl nicht ausgeschlossen werden kann, dass körperliche Faktoren die Gründe für eine Erektionsstörung sein können, die nur gelegentlich auftritt, entwickelt sie sich in der Regel über einen längeren Zeitraum.
Psychische Ursachen
Welche genauen Ursachen für eine plötzlich auftretende Erektionsstörung verantwortlich sind, lässt sich natürlich nur im Einzelfall beantworten. Doch allgemein kann man sagen, dass folgende Faktoren häufiger als andere eine Rolle spielen:
Stress
Stress ist ein extrem häufiger Auslöser für Erektionsprobleme, auch plötzliche. Stresshormone helfen dem Körper dabei in Alarmbereitschaft zu sein, als Dauerzustand ist das aber extrem ungesund. Schlafstörungen und Depressionen sind häufige Folgen von Dauerstress. Die Stresshormone machen aber noch etwas anderes: Sie blockieren Testosteron. [1]
Angst (Anxiety)
Auch Angst hat großen Einfluss auf den Hormonspiegel, genauso wie bei Stress, werden Noradrenalin, Cortisol und Adrenalin ausgeschüttet und Testosteron blockiert. Angststörungen, generalisierte Angststörung (Anxiety) aber auch spezifische wie etwa PTBS (Posttraumatische Belastungsstörung), wurden mit einer höheren Prävalenz und stärker ausgeprägten Schwere von ED in Verbindung gebracht. [2]
Depressionen
Wie bereits oben erwähnt, sind auch bei Depressionen die hormonellen Mechanismen ähnlich wie bei Stress. Allerdings haben Depressionen viel weitreichendere Auswirkungen, und vor allem eindeutigere Auswirkungen, auf die Psyche. Beispielsweise, das Gefühl von ständiger Antriebslosigkeit und Müdigkeit.
Allgemeine mentale Gesundheit
Angststörungen, Depressionen und Stress sind nicht die einzigen psychischen Probleme, die uns das Leben schwer machen. Eine ganze Reihe von psychischen „Krankheiten“ und „Störungen“ haben negative Einflüsse auf Libido und Potenz. Seine eigene mentale Gesundheit hochzuschätzen und zu wahren, ist eine der besten Vorsorgen gegen Potenzprobleme.
Physische Ursachen
Physische Ursachen sind häufig der Auslöser einer erektilen Dysfunktion. Setzt diese immer sofort ein? Nein, in den meisten Fällen sind Erektionsstörungen durch physische Ursachen ein schleichender Prozess und zeigt sich nicht als plötzlich auftretende Erektionsstörung. Allerdings können schlagartige sofortige Veränderungen in der physischen Verfassung auch sofort schlagartige Erektionsprobleme auslösen, daher nehmen wir folgende in unsere Liste mit auf:
Nervenschäden
Es gibt zahlreiche Gründe, warum die Nerven geschädigt werden könnten: Diabetes, Alkoholmissbrauch, Verletzungen, Autoimmunerkrankungen und viele mehr. Bereits kleine Schäden im ZNS können zu großen Auswirkungen bei der Erektionsfähigkeit führen. Die Prävalenz von Erektionsstörungen ist bei Menschen mit Nervenerkrankungen höher als in der Allgemeinbevölkerung, aber auch höher als bei Menschen mit anderen chronischen Krankheiten. [3]
Medikamentennebenwirkungen
Erektionsstörungen können auch durch Nebenwirkungen von Medikamenten hervorgerufen werden. Ein klein wenig zum Schmunzeln ist, dass vor allem eine Medikamentengruppe, die ursprünglich selbst eine der Auslöser für Erektionsstörungen bekämpfen sollte, hierzu zählt: Antidepressiva. Vor allem sind Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) und Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRI) betroffen. Es kann auch vorkommen, dass die Symptome einer Erektionsstörung oder Libidostörung erst auftreten, wenn das Medikament bereits abgesetzt wurde. [4]
Hormonelle Unregelmäßigkeiten
Hormonstörungen beim Mann, besonders der Testosteronmangel, können ebenfalls zu Erektionsstörungen beitragen. Antriebsschwäche, Libidoverlust und Knochenschwund sind typische Merkmale. In sehr seltenen, schweren Fällen kann es auch zu einer deutlich verspäteten Pubertät kommen. [5]
Durchblutungsprobleme
Durchblutungsprobleme, etwa eine arterielle Verkalkung, können durch eine Vielzahl von Faktoren ausgelöst werden: ungesunde Ernährungsgewohnheiten und Drogen- oder Alkoholkonsum sind nur einige Beispiele. Durchblutungsprobleme sind besonders ausschlaggebend für Erektionsstörungen, da die Arterien und Ateriolen im Penis besonders fein und daher anfällig für Gefässwandschäden „Endothelschäden“ sind. [6]
Rauchen und Trinken
Alkohol-, Tabak- und Drogenmissbrauch sind häufige Auslöser für eine ganze Reihe von Erkrankungen. Leider sind eine große Anzahl dieser Erkrankungen auch eng mit Potenzschwierigkeiten vergesellschaftet.
Die oben beschriebenen physischen Ursachen für (plötzliche) Erektionsstörung können häufig Symptome von zugrundeliegenden Krankheiten sein. Nicht selten ist die Erektionsstörung eines der ersten Symptome dieser Krankheiten, die, im Falle von Durchblutungsstörungen, bis zum Schlaganfall führen können. Daher sollten Männer, die Symptome einer erektilen Dysfunktion bei sich bemerken, schnellstmöglich einen Arzt aufsuchen und sich verschiedenen Tests unterziehen. Dies triff besonders auf Patienten im fortgeschrittenen Alter zu. Auf diesem Weg werden häufig Krankheiten, die im schlechten Fall schwere Folgen haben können, frühzeitig entdeckt und können effektiv behandelt werden.
Mögliche Behandlungen plötzlicher Erektionsstörungen
Welche Behandlung für die gegebenen Potenzschwierigkeiten, die beste Behandlung ist, hängt natürlich mit den Ursachen zusammen. Es macht keinen Sinn, eine körperlich verursachte erektile Dysfunktion mit Gesprächstherapie behandeln zu wollen. Daher haben wir für Sie auch hier die Behandlungen in zwei Untergruppen unterteilt: psychische und physische Behandlungsansätze.
Psychische Behandlung
CBT (Cognitive Behavioral Therapy)
Wann hat darüber reden jemals etwas geschadet? Gut, sicher kommen hier ein paar Ideen, aber im medizinischen Bereich und im psychischen Bereich ist es immer eine gute Lösung oder zumindest ein erster Schritt, darüber zu reden. Bei psychischen Erektionsstörungen, die mit Stress, Beziehungsproblemen oder Angststörungen zu tun haben, ist eine Psychotherapie immer sehr empfehlenswert!
Entspannungstechniken
Ebenfalls sehr empfehlenswert für stressinduzierte, plötzlich auftretende Erektionsstörung sind Entspannungsübungen. Sie helfen dabei, Stress abzubauen und wenn etwa Yoga zur Entspannung verwendet wird, hilft es auch bei der Durchblutung und generellen Fitness.
Selbsthilfegruppen
Wie bei Gesprächstherapien ist auch bei Selbsthilfegruppen das Ziel, die Betroffenen zu Wort kommen zu lassen und ihre Emotionen zu äußern. Der besondere Vorteil von Selbsthilfegruppen ist, dass hier Männer mit Männern reden, die genau unter denselben Problemen leiden. Das lindert meist den Leidensdruck und sorgt für Selbstakzeptanz, da „Mann“ sich weder alleine noch minderwertig fühlt.
Physische Behandlung von plötzlicher Erektionsstörung
Medikamente
Die wahrscheinlich bekannteste Behandlung von Erektionsstörungen ist die medikamentöse. Medikamente gegen Potenzprobleme wie PDE5-Hemmer können dazu beitragen, den Blutfluss zum Penis zu erhöhen und die Erektion zu erleichtern, indem sie eine Gefäßerweiterung bewirken und Stickstoffoxid freisetzen.
Änderung des Lebensstils
Wer mit plötzlich auftretenden Erektionsstörungen zum Arzt geht, dem werden wahrscheinlich nicht als erstes Änderungen im Lebensstil empfohlen. Bei länger anhaltenden Problemen oder schleichend schwächer werdenden Erektionen ist allerdings eine Anpassung der Ess- und Workout-Gewohnheiten meist sehr empfehlenswert. Lesen Sie mehr zu diesem Thema in unserem Artikel „Die Potenz steigern – ganz ohne Medikamente!“.
Operation
In besonders schweren Fällen, wenn alle Medikamente versagen, kann auch eine Operation in Betracht gezogen werden. Diese ist nicht umkehrbar. Bei einer Operation zur Behandlung der erektilen Dysfunktion werden die Schwellkörper im Penis durch, mit Hilfe einer Pumpe, befüllbare flexible „Container“ ausgetauscht.
Erektionsstörungen behandeln - Komplikationen vermeiden
Wenn Krankheiten plötzlich auftreten, ist das häufig ein berechtigter Grund zur Sorge. Manchmal aber auch nicht. Professionelle Hilfe kann bzw. sollte unbedingt herangezogen werden. Denn besonders bei Erkrankungen, wie die einer erektilen Dysfunktion, die viele Ursachen haben können, ist es wichtig, schnell herauszufinden, was die wirkliche Ursache ist.
Wenn bei plötzlichen Erektionsproblemen nicht schnell genug eine Ursache festgestellt wird, kann es prinzipiell passieren, dass abwendbare und zum Teil schwere Konsequenzen eintreten.
Fazit
Plötzliche Erektionsstörungen an sich sind kein gesondertes Krankheitsbild. Sie entsprechen den „normalen“ Potenzproblemen insofern, als dass die Symptome und Behandlungen die gleichen sind. In den Ursachen können sie sich allerdings unterscheiden. Meist liegen plötzlichen Erektionsproblemen psychische Ursachen zugrunde. Wenn körperlich bedingte Erektionsstörungen auftreten, äußern sich meist durch schleichende Veränderungen mit einer sich langsam verschlechternden Sexualfunktion.
Häufig gestellte Fragen
Können Erektionsstörungen temporär sein?
Erektionsstörungen können temporär sein. In einigen Fällen verschwinden sie von selber. Meist müssen die Betroffenen sie aber mit Medikamenten, Psychotherapie oder grundlegenden Änderungen des Lebensstils behandeln.
Kann eine erektile Dysfunktion plötzlich auftreten?
Ja, eine erektile Dysfunktion kann plötzlich auftreten. Häufig sind sie dann nicht mit körperlichen Ursachen verbunden, sondern psychischer Natur. Hat eine erektile Dysfunktion eine körperliche Ursache, werden vor dem Verlust der Erektionsfähigkeit andere Anzeichen deutlich. Welche, hängt dann von der körperlichen Ursache (Diabetes usw.) ab. Tritt eine erektile Dysfunktion plötzlich auf, sind meistens psychische Ursachen der Fall.
Was sind die ersten Schritte, wenn es plötzlich zu einer erektilen Dysfunktion kommt?
Wenn Sie eine plötzliche Erektionsstörung erleben, sollten Sie zunächst Ruhe bewahren und versuchen, Stress abzubauen. Es kann helfen, auf Alkohol und Tabak zu verzichten und für ausreichend Schlaf zu sorgen. Suchen Sie außerdem einen Arzt oder eine Ärztin auf, um mögliche körperliche Ursachen abzuklären und geeignete Behandlungsmöglichkeiten zu besprechen.
Kann eine plötzliche Erektionsstörung ein Anzeichen für ein ernsthafteres Gesundheitsproblem sein?
Ja, eine plötzliche erektile Dysfunktion kann ein Zeichen für ernsthafte gesundheitliche Probleme sein. Obwohl plötzliche Erektionsstörungen häufiger durch psychologische Faktoren verursacht werden, können auch körperliche zugrunde liegende Erkrankungen (wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Bluthochdruck oder neurologische Probleme) die Ursache sein. Es ist wichtig, einen Arzt oder eine Ärztin aufzusuchen, um diese möglichen Ursachen auszuschließen und geeignete Maßnahmen zur Diagnose und Behandlung zu ergreifen.
Quellen
[1] Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie, Hormone und Stoffwechsel, 05.09.2018, „Dauer-Stress gefährdet Hormongleichgewicht – Erholung oft langwierig“; https://www.endokrinologie.net/pressemitteilung/dauerstress-hormongleichgewicht.php
[2] Your Sexual Medicine Journal, Rajalaxmi Velurajah et al., 18.02.2021, „Erectile dysfunction in patients with anxiety disorders: A systematic review.“; https://www.nature.com/articles/s41443-020-00405-4.pdf
[3] Die Ärzte Zeitung, Redaktion, 02.02.2012, „Wenn Sex zur Nervensache wird“; https://www.aerztezeitung.de/Medizin/Wenn-Sex-zur-Nervensache-wird-281372.html
[4] ZDF.de, Volle Kanne, 27.08.2019, „Libidoverlust durch Antidepressiva?“; https://www.zdf.de/gesellschaft/volle-kanne/libidoverlust-durch-antidepressiva-102.html
[5] Deutsches grünes Kreuz, „Hormonmangel bei Männern“; https://dgk.de/gesundheit/maennergesundheit/hormonmangel-bei-maennern.html
[6] Apotheken Umschau, Dr. Irmela Manus, 25.06.2012, „Erektile Dysfunktion: Ursachen und Behandlung“; https://www.apotheken-umschau.de/krankheiten-symptome/erkrankungen-der-maennlichen-geschlechtsorgane/erektile-dysfunktion-ursachen-und-behandlung-737345.html