Nebenwirkungen von Potenzmitteln: Das sollten Sie beachten

Ein Mann mit erektiler Dysfunktion hält eine Pille in der Hand

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Wie die Wirkungen von Potenzmittel unerwünschte Folgen haben

Um zu verstehen, warum Erektionsmittel ganz ohne Nebenwirkungen nicht möglich sind, sollte man wissen, wie die Erektion funktioniert und wie PDE-5-Hemmer sie verstärken.

Wie die Erektion funktioniert

Anatomie der männlichen Erektion

Bei sexueller Erregung sendet das Gehirn Signale über das Nervensystem an den Penis. Diese Signale lösen die Freisetzung von Stickstoffmonoxid (NO) in den Endothelzellen der Blutgefäße im Penis aus. NO aktiviert das Enzym Guanylatcyclase, das zyklisches Guanosinmonophosphat (cGMP) produziert. cGMP entspannt die glatten Muskeln in den Schwellkörpern, wodurch die Blutgefäße sich erweitern und mehr Blut in den Penis fließt. Dies führt zur Verhärtung des Penis. Nach der Erektion baut das Enzym Phosphodiesterase-5 (PDE-5) cGMP ab, wodurch die Blutgefäße sich wieder verengen und die Erektion endet [1]. 

Kein Wunder, dass bei der Teilnahme an diesem komplexen Weg Potenzmittel Wirkungen auf den gesamten Körper haben.

Wie Potenzmittel ihre Wirkungen auf die Erektion entfalten

Bei Erektionsproblemen, etwa durch Diabetes, Bluthochdruck oder Nervenschäden, ist die NO-Produktion oder der Blutfluss oft gestört. Potenzmittel wie PDE-5-Hemmer (z.B. Sildenafil, Tadalafil, Vardenafil) greifen hier ein. Sie hemmen PDE-5, wodurch cGMP länger aktiv bleibt und die Blutgefäße im Penis stärker erweitert werden. Durch diese Wirkungen des Potenzmittels wird die Erektion bei sexueller Stimulation erleichtert, da NO ohne Erregung nicht freigesetzt wird. Studien zeigen, dass PDE-5-Hemmer bei 70-80 % der Männer mit ED wirken [2].

Wie die Nebenwirkungen bei Potenzmitteln entstehen

NO spielt im Körper jedoch nicht nur bei der Erektion eine Rolle. Es ist ein wichtiger Signalstoff, der in vielen Geweben produziert wird, darunter Blutgefäße, Nerven und Immunzellen. NO reguliert den Blutdruck, indem es die Gefäße entspannt, unterstützt die Kommunikation zwischen Nervenzellen und ist an der Immunabwehr beteiligt, indem es Entzündungsreaktionen moduliert. Diese vielfältigen Funktionen erklären, warum Potenzmittel Nebenwirkungen in verschiedenen Körpersystemen verursachen können [3].

Häufige Nebenwirkungen von Potenzmitteln

Ein Mann leidet unter Kopfschmerzen

Potenzmittel sind wirksam, eine ED zu behandeln. Die Steigerung der NO-Wirkung durch PDE-5-Hemmer beeinflusst aber auch andere Körperregionen, was zu Nebenwirkungen führt. Das liegt daran, dass nicht nur PDE-5 verstärkt wird, sondern auch „Schwesterenzyme“ wie PDE-1 oder PDE-6, die in Gehirn oder den Augen eine Rolle spielen. [1]








Ob Potenzmittel eine gute Verträglichkeit haben oder nicht, hängt davon ab, wie der individuelle Körper reagiert. Die NO-Wirkung bleibt die Hauptursache für diese Nebenwirkungen, weshalb es derzeit Potenzmittel ganz ohne Nebenwirkungen noch nicht gibt.

Schwere und seltene Nebenwirkungen von Potenzmitteln

Neben häufigen Nebenwirkungen gibt es seltene, aber ernste Risiken von Potenzmitteln, die sofortige ärztliche Hilfe erfordern:






Die Gefahren von Potenztabletten sind jedoch bei korrekter Anwendung gering. 

Was sind die Risiken von Potenzmitteln bei Vorerkrankungen?

Bestimmte Gesundheitszustände erhöhen das Risiko für Nebenwirkungen von Potenzmitteln:


Obwohl für gesunde Männer Potenzmitteln nicht schädlich sind, können für Risikogruppen Potenzmittel gesundheitsschädlich sein. Daher sollte vor der ersten Anwendung unbedingt eine ausführliche ärztliche Beratung erfolgen. So kann sichergestellt werden, dass die Risiken, die von Potenzmitteln ausgehen können, minimiert werden.

Was kann die Wirkung von Potenzmitteln beeinträchtigen?

Ein Mann mit einem alkoholischen Getränk, blauen Pillen und einem Kondom

Potenzmittel interagieren mit Substanzen, die die NO-Wirkung oder den Stoffwechsel beeinflussen:





Eine seriöse Online-Apotheke fragt nach Medikamenten, um solche Risiken bei Potenzmitteln zu vermeiden.

Psychologische Nebenwirkungen von Potenzmitteln

Potenzmittel helfen, eine stärkere Erektion zu bekommen oder Erektionsprobleme beim ersten Mal mit einer neuen Partnerin zu überwinden, können aber psychologische Effekte haben:



Was sind die Potenzmittel mit den geringsten Nebenwirkungen?

Liebes-Pillen

Tadalafil und Avanafil gelten als Potenzmittel mit den geringsten Nebenwirkungen, aber ihr Nebenwirkungsprofil unterscheidet sich in Studien oft nicht von Sildenafil oder Vardenafil. Wahrscheinlich hängt die Verträglichkeit dieser Potenzmittel mit individuellen Faktoren zusammen. 


Tadalafil hat eine lange Halbwertszeit (17,5 Stunden), d.h. es wird im Körper nur langsam abgebaut. [21] Dadurch sind niedrigere Dosen möglich, die z.B. Gesichtsrötung reduzieren. [22] Andererseits treten vermehrt Rückenschmerzen auf. [8] Da Tadalafil häufig täglich eingenommen wird, setzen Männer, die Rückenschmerzen als Nebenwirkung verspüren, das Medikament häufiger ab. [1]


Avanafil zeichnet sich dadurch aus, dass es fast ausschließlich PDE-5 verstärkt und nicht andere Enzyme wie PDE-1 oder PDE-6, die ohnehin keinen Einfluss auf die Erektion haben. [23] Dadurch sollen die typischen Nebenwirkungen von Potenzmitteln wie Kopfschmerzen, Hautrötungen oder Sehstörungen durch diese anderen Enzyme minimiert werden. In der Praxis unterscheiden sich die Nebenwirkungen nicht [24]. 

In den meisten Fällen sollten Männer die verschiedenen Präparate auf dem Markt ausprobieren, um für sich das Potenzmittel mit wenigen Nebenwirkungen zu finden.

Welche Risiken von Potenzmitteln gibt es bei Überdosierung?

Eine Überdosierung verstärkt die NO-Wirkung und erhöht das Risiko eines Priapismus oder von Herzproblemen. Studien zeigen, dass eine Überdosierung von Potenzpillen das Risiko schwerer Nebenwirkungen verdoppelt [25]. Potenzmittel sollten daher nur nach ärztlicher Verordnung und in der abgesprochenen Dosis eingenommen werden.

Gibt es einen Gewöhnungseffekt bei Potenzmitteln?

Eine körperliche Gewöhnung an Erektionsmittel existiert nicht; die Wirksamkeit bleibt sowohl bei Sildenafil [26], als auch bei Tadalafil [27] bei Langzeitanwendung erhalten. 

Mit welchen Langzeitwirkungen von Potenzmitteln muss man rechnen?

Langzeitschäden durch Potenzmittel sind nicht bekannt. [28] Im Gegenteil, Langzeitstudien haben gezeigt, dass das Risiko durch Potenzmittel für Herz-Kreislauf-Erkrankungen sinkt. [29]

PDE-5-Hemmer sorgen dafür, dass Stickstoffmonoxid (NO) länger im Körper wirken kann. Dadurch entspannt sich die glatte Muskulatur in den Blutgefäßen, was die Gefäße erweitert und den Blutfluss verbessert. Das Herz-Kreislauf-System wird entlastet und der Blutdruck sinkt. Außerdem fördert NO die Endothelfunktion, also die Funktion der Zellen an der Innenwand der Gefäße. Dadurch werden Entzündungen vermindert, und durch den erhöhten Blutfluss bilden sich weniger Blutgerinnsel (Thromben). Die Arteriosklerose schreitet dann langsamer voran. [30]


Wer PDE-5-Hemmer einnimmt, hat ein geringeres Risiko, an Demenz zu erkranken. PDE-5-Hemmer werden daher auch zur Behandlung von Demenzerkrankungen getestet, da sie die Durchblutung des Gehirns erhöhen. [31]

In diesem Sinne sind die Langzeitwirkungen dieser Potenzmittel durchaus positiv.

Was kann man tun, wenn die Nebenwirkungen von Potenzmitteln zu stark sind?

Freizeitanwender, die nur länger im Bett durchhalten wollen, ohne echte Erektionsprobleme zu haben und die PDE-5-Hemmer aus dubiosen Quellen bezogen haben, sollten die Potenzmittel bei Nebenwirkungen einfach absetzen. Die Risiken dieser Potenzmittel aus dem Internet oder aus dem Ausland, die oft falsch dosiert sind, lohnen sich nicht. 


Bei eindeutiger Diagnose einer ED und zu starken Nebenwirkungen eines bestimmten Präparates kann in Absprache mit der Ärztin oder dem Arzt getestet werden, ob die Dosis angepasst werden kann oder ob einer der anderen PDE-5-Hemmer weniger Nebenwirkungen verursacht. Vor allem mit Tadalafil kommen viele Männer besser zurecht. 


Manche Männer sprechen auch gar nicht auf PDE-5-Hemmer an, dann sollte bei starken Nebenwirkungen durch diese Potenzmittel eine klare Kosten-Nutzen-Rechnung angestellt werden. Der Arzt oder die Ärztin kann Alternativen zu Potenzmitteln besprechen. [1]

Lesen Sie mehr:

Quellen

[1] Gresser U, Gleiter CH. Erectile dysfunction: comparison of efficacy and side effects of the PDE-5 inhibitors sildenafil, vardenafil and tadalafil--review of the literature. Eur J Med Res. 2002;7(10):435-446. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/12435622/  

[2] Conti CR, Pepine CJ, Sweeney M. Efficacy and safety of sildenafil citrate in the treatment of erectile dysfunction in patients with ischemic heart disease. Am J Cardiol. 1999;83(5A):29C-34C. doi:10.1016/s0002-9149(99)00045-4. 

[3] Burnett AL, Lowenstein CJ, Bredt DS, Chang TS, Snyder SH. Nitric oxide: a physiologic mediator of penile erection. Science. 1992;257(5068):401-403. doi:10.1126/science.1378650. 

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[24] Comparing Avanafil vs Sildenafil. Drugs.com. https://www.drugs.com/compare/avanafil-vs-sildenafil 

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[29] Soulaidopoulos S, Terentes-Printzios D, Ioakeimidis N, Tsioufis KP, Vlachopoulos C. Long-term effects of phosphodiesterase-5 inhibitors on cardiovascular outcomes and death: a systematic review and meta-analysis. Eur Heart J Cardiovasc Pharmacother. 2024;10(5):403-412. doi:10.1093/ehjcvp/pvae029. 

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