Diaphragma - ein Verhütungsmittel auf Spermizidbasis

Eine Gynäkologin berät eine Frau zur Verhütung mit einem Diaphragma

Das Diaphragma ist ein Verhütungsmittel, das den Gebärmutterhals blockiert und gemeinsam mit einem Spermizid eine Schwangerschaft verhindert. Diese Methode ist hormonfrei, wird von der Frau selbst eingesetzt und kann je nach Bedarf flexibel genutzt werden. Dennoch wird das Diaphragma heutzutage nur selten verwendet, da hormonelle Optionen wie die Pille oder Langzeitverhütungsmittel wie die Kupferspirale sicherer und häufig auch bequemer in der Anwendung sind.


Was nehmen Sie aus diesem Artikel mit?

Wie funktioniert das Diaphragma?

Eine Ärztin hält ein Diaphragma zur Empfängnisverhütung in der Hand

Beim Diaphragma, auch Scheidenpessar genannt, handelt es sich um eine flache, flexible Schale aus Silikon oder Latex, die in die Scheide eingesetzt wird, um den Gebärmutterhals vollständig abzudecken. So ist der Eingang zur Gebärmutter blockiert, durch den Spermien normalerweise gelangen würden.


Ein Spermizid muss vor dem Einsetzen des Scheidenpessars auf die Innenseite der Schale aufgetragen werden. Dieses Gel oder diese Creme tötet Spermien ab oder macht sie bewegungsunfähig, wodurch die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft weiter sinkt. Erst die Kombination aus physischer Barriere und chemischer Wirkung gewährleistet die Verhütung durch das Diaphragma.

Die korrekte Anwendung des Diaphragmas

Beim Diaphragma hängt die Sicherheit sehr vom richtigen Gebrauch ab. Im Folgenden gibt es eine klare Schritt-für-Schritt-Anleitung:

Diaphragma einsetzen

Das Einsetzen des Diaphragmas braucht etwas Übung:

  1. Bis zu sechs Stunden vor dem Geschlechtsverkehr einsetzen. 
  2. Hände gründlich mit Seife waschen. 
  3. Spermizid auf die Innenseite und den Rand der Schale auftragen. 
  4. Diaphragma zwischen Daumen und Zeigefinger zusammendrücken. 
  5. In die Scheide einführen, bis es den Gebärmutterhals erreicht. 
  6. Mit einem Finger prüfen, ob der Gebärmutterhals durch das Material spürbar ist – so sitzt es richtig.

Diaphragma entfernen

Das Entfernen des Diaphragmas ist einfach, wenn man den Ablauf kennt. So geht’s:

  1. Für die Wirkung des Spermizids mindestens sechs Stunden nach dem Geschlechtsverkehr warten. Spätestens nach 24 Stunden Tragezeit entfernen. [1]
  2. Hände waschen, um die Übertragung von Keimen zu vermeiden. 
  3. Mit einem Finger den Rand des Diaphragmas in der Scheide ertasten. 
  4. Vorsichtig herausziehen, ohne daran zu reißen. 
  5. Mit warmem Wasser und milder Seife reinigen. 
  6. An der Luft trocknen lassen und in der Dose aufbewahren. 

Die richtige Pflege des Diaphragmas nach dem Entfernen sorgt für seine Langlebigkeit.

Diaphragma reinigen und aufbewahren

Eine Frau hält ein Scheidenpessar zur Verhütung

Die richtige Reinigung und Aufbewahrung des Scheidenpessars sind wichtig, um es hygienisch und funktionsfähig zu halten.

Nach jedem Gebrauch sollte es sofort gereinigt werden. Dafür verwendet man warmes Wasser und eine milde, unparfümierte Seife, um das Material nicht zu beschädigen. Mit den Fingern wird die Schale vorsichtig abgespült, bis alle Spermizidreste und Rückstände entfernt sind. Aggressive Reinigungsmittel oder heißes Wasser sollte man vermeiden, da sie das Silikon oder Latex angreifen könnten. Nach der Reinigung wird das Diaphragma an der Luft getrocknet. Es sollte vollständig trocken sein, bevor es weggelegt wird.


Für die Aufbewahrung eignet sich die mitgelieferte Dose oder ein sauberer, trockener Behälter. Es sollte an einem kühlen, dunklen Ort gelagert werden, fern von direkter Sonneneinstrahlung oder Feuchtigkeit, die das Material spröde machen könnten. Vor dem nächsten Gebrauch wird empfohlen, es auf Risse oder Verformungen zu überprüfen. 

Eine gute Pflege sorgt dafür, dass das Diaphragma bis zu zwei Jahre nutzbar bleibt und seine Schutzwirkung nicht verliert.

Die Sicherheit des Diaphragmas

Die Wirksamkeit eines Verhütungsmittels wie dem Diaphragma wird mit dem Pearl-Index gemessen, der angibt, wie viele von 100 Frauen innerhalb eines Jahres trotz Anwendung schwanger werden. Abhängig von der korrekten Anwendung des Diaphragmas liegt der Pearl-Index zwischen 4 und 12 [2]: Bei perfekter Nutzung, also wenn es immer richtig eingesetzt wird und stets mit Spermizid kombiniert wird, werden 6 von 100 Frauen innerhalb eines Jahres schwanger. Bei typischer Anwendung, bei der Fehler wie falsches Einsetzen des Diaphragmas oder das Vergessen des Spermizids vorkommen, steigt die Rate auf 12 Frauen. Die Sicherheit des Diaphragma hängt also stark von der Sorgfalt der Anwenderin ab.

Diaphragma: Die Vorteile

Hormonfrei

Ideal für Frauen, die hormonelle Verhütungsmittel wie die Pille oder das hormonelle Intrauterinpessar vermeiden möchten.

Flexible Anwendung

Wird nur vor dem Geschlechtsverkehr eingesetzt, ohne den natürlichen Zyklus zu beeinflussen.

Wiederverwendbar

Spart langfristig Kosten, da es bis zu zwei Jahre nutzbar ist.

Selbstbestimmung

Die Frau entscheidet selbst, wann sie es verwendet.

Diaphragma: Die Nachteile

Geschicklichkeit erforderlich

Einsetzen und Entfernen des Diaphragmas kann Übung erfordern und anfangs ungewohnt sein.

Kein STI-Schutz

Schützt nicht vor sexuell übertragbaren Infektionen, anders als Femidome (weibliche Kondome). [3]

Erhöhtes Risiko für Harnwegsinfektionen

Die durch Geschlechtsverkehr ausgelöste Harnwegsinfektion („Honeymoon-Zystitis) tritt verstärkt auf. [4]

Spermizid nötig

Kann bei manchen Frauen Hautreizungen auslösen [5] und muss regelmäßig nachgekauft werden. [6]

Geringere Wirksamkeit

Weniger zuverlässig als andere Methoden wie Pille, Spirale oder Hormonimplantat. [2]

Nebenwirkungen und Risiken

Manche Frauen berichten über ein Druckgefühl in der Scheide oder leichte Schmerzen beim Einsetzen des Diaphragmas. Das Spermizid kann bei empfindlicher Haut Irritationen oder allergische Reaktionen hervorrufen. [5] Frauen mit Latexallergien sollten ein Silikon-Diaphragma wählen, um Hautprobleme zu vermeiden. Schwere Nebenwirkungen sind jedoch selten.

Vorsicht bei wiederkehrenden Harnwegsinfekten

Wissenschaftliche Studien zeigen, dass Frauen, die ein Diaphragma nutzen, ein etwa zwei- bis dreifach höheres Risiko für Harnwegsinfektionen haben als Frauen, die andere Verhütungsmethoden verwenden. [4] Auch das Spermizid, das mit dem Diaphragma verwendet wird, kann die Scheidenflora verändern und das Wachstum von schädlichen Bakterien fördern, was das Risiko zusätzlich steigert. [5]

Wie kann man das Diaphragma kaufen?

Eine Frau hält ein Diaphragma zur Verhütung in der Hand

Das Scheidenpessar ist verschreibungspflichtig. Ein Besuch beim Frauenarzt oder der Frauenärztin ist nötig, um die richtige Größe zu bestimmen, da es in verschiedenen Durchmessern erhältlich ist. 


Nach der Anpassung kann das Diaphragma zur Verhütung überall dort gekauft werden, wo man auch andere verschreibungspflichtige Verhütungsmittel kaufen kann, also in allen Apotheken und im Internet.

Was kosten Diaphragma und Spermizid?

Der Preis für ein Diaphragma liegt meist zwischen 30 und 50 Euro, hinzu kommen die Kosten für das Spermizid, etwa 10 bis 20 Euro pro Tube. [6]

Alternative Verhütungsmittel neben dem Diaphragma

Neben dem Diaphragma gibt es viele deutlich sicherere Verhütungsmittel. Zu diesen zählen:

Häufig gestellte Fragen

Als etwas, das nicht so verständlich ist wie Pillen oder Kondome, kann das Diaphragma viele Fragen über seine Anwendung aufwerfen:

Spüre ich das Diaphragma während des Tragens?

In der Regel ist ein richtig sitzendes Scheidenpessar kaum spürbar. Ein leichtes Druckgefühl kann in den ersten Wochen der Nutzung auftreten, bis man sich an das Einsetzen des Diaphragmas gewöhnt hat. Sollte es langfristig zwicken, drücken oder ein Fremdkörpergefühl hervorrufen, könnte die Größe nicht optimal sein. Falls das Problem bestehen bleibt, sollte die Passform überprüft werden.

Kann mein Partner das Diaphragma spüren?

Meistens bleibt das Diaphragma während des Geschlechtsverkehrs für den Partner unbemerkt. Es sitzt tief in der Scheide, nahe dem Gebärmutterhals, und ist so flexibel, dass es sich an die Bewegungen anpasst. In seltenen Fällen – etwa bei einer ungewöhnlichen Anatomie, einem zu großen oder zu kleinen Diaphragma oder einer falschen Positionierung – könnte es jedoch fühlbar sein. 


Manche Männer berichten von einem leichten Kontaktgefühl, besonders wenn das Diaphragma nicht vollständig den Gebärmutterhals abdeckt. Dies kann durch Übung beim Einsetzen des Diaphragmas oder eine erneute Größenanpassung behoben werden. Wichtig ist, dass beide Partner offen darüber sprechen, falls es stört.

Wie oft muss ich mein Diaphragma ersetzen?

Eine junge Frau hält lächelnd ein weiches, lila Silikon-Diaphragma

Ein Diaphragma hält in der Regel etwa zwei Jahre, vorausgesetzt, es wird sorgfältig gepflegt. 

Die Lebensdauer hängt von der Qualität des Materials und der Häufigkeit der Nutzung ab. Mit der Zeit kann das Silikon oder Latex spröde werden, insbesondere wenn es falsch gelagert wird, etwa in feuchter Umgebung oder direkter Sonneneinstrahlung. 


Regelmäßige Kontrolle ist wichtig: Sobald Risse, Löcher oder Verformungen sichtbar sind, muss es sofort ersetzt werden, da die Schutzwirkung dann nicht mehr garantiert ist. Auch nach einer Schwangerschaft, Geburt oder starken Gewichtsveränderungen sollte die Passform überprüft werden, da sich die Anatomie verändern kann. Ein Besuch beim Arzt oder der Ärztin klärt, ob ein neues Diaphragma nötig ist.

Was tun, wenn das Diaphragma während des Sex verrutscht?

Wenn das Scheidenpessar verrutscht, kann der Schutz vor einer Schwangerschaft nicht mehr gegeben sein. Daher prüft man nach dem Geschlechtsverkehr mit einem Finger, ob es den Gebärmutterhals noch abdeckt – sitzt es nicht richtig, ist es tatsächlich verrutscht. Eine Notfallverhütung (z. B. „Pille danach“) sollte innerhalb von 72 Stunden genutzt werden, falls kein zusätzlicher Schutz wie ein Kondom verwendet wurde. Übung zum Einsetzen des Diaphragmas oder eine Größenanpassung hilft, Verrutschen zu vermeiden.

Schützt das Diaphragma vor sexuell übertragbaren Infektionen (STIs)?

Nein, das Diaphragma bietet keinen Schutz vor STIs wie Chlamydien, Gonorrhö oder HIV. Es ist ausschließlich darauf ausgelegt, eine Schwangerschaft zu verhindern. Krankheitserreger wie Viren oder Bakterien können jedoch durch die Scheidenschleimhaut selbst oder die Harnwege übertragen werden, da das Diaphragma diese nicht abdeckt. 


Wer sich vor STIs schützen möchte, sollte zusätzlich Kondome oder Femidome verwenden, die eine Barriere zwischen den Schleimhäuten schaffen. Besonders bei wechselnden Partnern ist diese Kombination sinnvoll, um das Risiko zu minimieren. [3]

Wie arbeiten Scheidenpessar und Spermizid zusammen, um eine Schwangerschaft zu verhindern?

Das Diaphragma und das Spermizid ergänzen sich, um die Schwangerschaftsverhütung effektiv zu machen. Das Diaphragma selbst ist eine physische Barriere: Es wird über den Gebärmutterhals gestülpt und verhindert, dass Spermien in die Gebärmutter gelangen. Ohne Spermizid wäre die Wirkung jedoch begrenzt, da einzelne Spermien den Rand umgehen könnten. Das Spermizid – meist ein Gel oder eine Creme mit Wirkstoffen wie Nonoxynol-9 – wird auf die Innenseite und den Rand des Scheidenpessars aufgetragen. Es tötet Spermien ab oder macht sie bewegungsunfähig, bevor sie die Barriere erreichen. [5]


Diese doppelte Schutzstrategie erhöht die Sicherheit deutlich, vorausgesetzt, beide Komponenten werden korrekt genutzt. Wichtig ist, dass das Spermizid vor jedem Geschlechtsverkehr erneuert wird, falls das Diaphragma schon länger eingesetzt ist.

Lesen Sie mehr:

Quellen

[1] Barton BE, Erickson JA, Allred SI, et al. Reversible female contraceptives: historical, current, and future perspectives†. Biol Reprod. 2024;110(1):14-32. doi:10.1093/biolre/ioad154. 

[2] Birth control failure rates - the Pearl Index explained. Drugs.com. 07.12.2023. https://www.drugs.com/medical-answers/birth-control-failure-rates-pearl-index-explained-3554953/ 

[3] Casey, F. Barrieremethode. MSM Manual. August 2023. https://www.msdmanuals.com/de/heim/gesundheitsprobleme-von-frauen/familienplanung/barrieremethoden 

[4] Vögtli, A. Nonoxynol 9. PharmaWiki. 7.1.2025. https://www.pharmawiki.ch/wiki/index.php?wiki=Nonoxinol_9 

[5] Diaphragma / Pessar. Frauenärzte im Netz. 24.04.2018 . https://www.frauenaerzte-im-netz.de/familienplanung-verhuetung/femidom-diaphragma-co/diaphragma-pessar/ 

[6] Vahlensieck, W. Et al. Rezidivierende Harnwegsinfektionen: Wie vermeiden und behandeln?. Deutsches Ärzteblatt. Dtsch Arztebl 2015; 112(37): [16]; DOI: 10.3238/PersUro.2015.0911.03

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