Vorzeitige Ejakulation vs. Erektile Dysfunktion
Zwei der häufigsten sexuellen Störungen, mit denen Männer konfrontiert werden, sind vorzeitige Ejakulation (Ejaculatio praecox, kurz: EP) und erektile Dysfunktion (kurz: ED).
Wie häufig?
- ED: Eine bereits ältere Studie stellte fest, dass etwa 52 % der Männer unter einer Form von ED leiden. [1] Eine aktuellere Übersichtsarbeit aus dem Jahr 2018 schätzte jedoch, dass etwa ein Drittel der Männer von ED betroffen sind. [2]
- EP: Die Prävalenz von vorzeitiger Ejakulation ist ähnlich, wobei schätzungsweise 30 % der Männer weltweit davon betroffen sind. [3]
Obwohl beide Störungen ähnliche Auswirkungen auf das psychische Wohlbefinden und die Zufriedenheit des Partners haben können, sind die Behandlungsansätze in vielen Fällen komplett unterschiedlich.
Was ist vorzeitige Ejakulation?
Die vorzeitige Ejakulation ist ein häufiges sexuelles Problem, bei dem ein Mann während des Geschlechtsverkehrs viel früher ejakuliert, als er oder sein Partner es möchten. Es ist charakterisiert durch einen Mangel an Kontrolle über die Ejakulation, die oft innerhalb einer Minute nach dem Beginn des Geschlechtsverkehrs oder vor dem Eindringen auftritt.
Es gibt im Wesentlichen zwei Haupttypen von vorzeitiger Ejakulation:
- Primäre (oder lebenslange) vorzeitige Ejakulation: Dies bezieht sich auf Männer, die immer Schwierigkeiten hatten, ihre Ejakulation zu kontrollieren.
- Sekundäre (oder erworbene) vorzeitige Ejakulation: Dies tritt auf, wenn ein Mann, der zuvor normale Ejakulationskontrolle hatte, plötzlich Schwierigkeiten hat, seine Ejakulation zu verzögern. [4]
Was sind die Symptome der vorzeitigen Ejakulation?
Die Hauptsymptome einer vorzeitigen Ejakulation beinhalten die Unfähigkeit, die Ejakulation während des Geschlechtsverkehrs so lange zu verzögern, wie es für einen befriedigenden Geschlechtsverkehr notwendig ist. Für viele Männer kann dies bedeuten, dass sie vor dem Eindringen oder kurz danach ejakulieren. Es kann zu Frustration oder Verlegenheit führen und das Selbstvertrauen beeinträchtigen. Einige Männer vermeiden aufgrund von vorzeitiger Ejakulation sexuelle Aktivitäten. [5]
Die Messung der Zeit, die es dauert, bis ein Mann ejakuliert, nennt man "intravaginale Ejakulationslatenzzeit" (IELT). Das hilft bei der Diagnose von vorzeitiger Ejakulation, beachtet aber nicht die psychologischen Herausforderungen und Belastungen, die damit einhergehen können. Während der Median der IELT bei Männern ohne vorzeitige Ejakulation bei etwa 5,4 Minuten liegt und mit dem Alter abnimmt, wird die Zeit bis zur Ejakulation bei primärer vorzeitiger Ejakulation auf weniger als 1 Minute und bei sekundärer vorzeitiger Ejakulation auf weniger als 3 Minuten geschätzt. [4]
Was sind die Ursachen der vorzeitigen Ejakulation?
Es gibt sowohl psychologische und körperliche Ursachen für eine vorzeitige Ejakulationsstörung:
Psychologische Gründe der vorzeitigen Ejakulation
Psychologische Faktoren spielen oft eine Rolle bei der vorzeitigen Ejakulation. Einige der häufigsten psychologischen Gründe umfassen:
- Frühere sexuelle Erfahrungen: Traumatische sexuelle Erlebnisse oder eine Geschichte von sexuellem Missbrauch können zur vorzeitigen Ejakulation führen.
- Depression: Ein reduziertes Selbstwertgefühl oder depressive Gefühle können sich auf die sexuelle Leistungsfähigkeit auswirken.
- Angst: Dies kann sich auf sexuelle Begegnungen im Allgemeinen beziehen oder speziell auf Angst vor sexuellem Versagen.
- Beziehungsprobleme: Konflikte oder emotionale Distanzierung vom Partner können ebenfalls die sexuelle Funktion beeinflussen.
Erwartungsdruck: Ein Druck, sich sexuell beweisen oder den Partner befriedigen zu müssen, kann auch zu einer vorzeitigen Ejakulation führen. [6]
Körperliche Ursachen vorzeitiger Ejakulation
Während psychologische Probleme häufig eine Rolle spielen, gibt es auch physische Gründe, die zu einer vorzeitigen Ejakulation führen können:
- Hormonelle Probleme: Ein Ungleichgewicht von männlichen Sexualhormonen kann die Kontrolle über die Ejakulation beeinflussen.
- Neurologische Probleme: Erkrankungen des Nervensystems, wie Multiple Sklerose oder Nervenschäden, können eine vorzeitige Ejakulation hervorrufen.
- Entzündungen und Infektionen: Prostatitis oder Harnwegsinfektionen können zu einer vorzeitigen Ejakulation führen.
- Genetische Faktoren: Einige Hinweise deuten darauf hin, dass vorzeitige Ejakulationen in einigen Fällen genetisch bedingt sein können. [7]
Wie sieht die Behandlung der vorzeitigen Ejakulation aus?
Es gibt verschiedene Techniken, die Männern helfen können, ihre Ejakulation besser zu kontrollieren und so die vorzeitige Ejakulation zu behandeln.
- "Stopp und Start" Methode: Dies erfordert, dass der Mann den Geschlechtsverkehr stoppt, sobald er fühlt, dass er kurz vor dem Orgasmus steht.
- Squeeze-Technik: Hier wird der Penis an der Basis oder am Schaft gedrückt, kurz bevor der Mann ejakuliert.
- Masturbation vor dem Geschlechtsverkehr: Einige Männer finden, dass sie, wenn sie ein oder zwei Stunden vor dem Sex masturbieren, länger „durchhalten“ können.
Es gibt auch verschiedene Medikamente zur Therapie gegen einen vorzeitigen Samenerguss. Hierzu gehören:
- Antidepressiva: Bestimmte Antidepressiva können den Orgasmus verzögern.
- Analgetika: Einige Schmerzmittel können vorübergehend den Orgasmus verzögern.
- Phosphodiesterase-5-Inhibitoren: Diese werden häufig zur Behandlung der erektilen Dysfunktion verwendet, können aber auch bei vorzeitiger Ejakulation helfen. [8]
Zudem kann natürlich eine Therapie helfen, die Ursachen einer vorzeitigen Ejakulation zu identifizieren und zu bearbeiten. Ein Spezialist für vorzeitigen Samenerguss, wie z.B. ein Sexualtherapeut ist eine bewährte Hilfe gegen vorzeitige Ejakulationen. Sie können Techniken anbieten, um Ängste, Schuldgefühle oder andere Gefühle, die vorzeitige Ejakulationen beeinflussen und hervorrufen können, zu bewältigen. Zudem können Sie auch praxisnahe Tipps gegen vorzeitige Ejakulationen geben.
Was ist eine erektile Dysfunktion?
Erektile Dysfunktion bedeutet eine anhaltende Unfähigkeit eines Mannes, eine ausreichende Erektion zu erlangen oder aufrechtzuerhalten, die für einen befriedigenden Geschlechtsverkehr notwendig ist. Dieses Problem ist weit verbreitet und kann Männer unterschiedlichen Alters betreffen.
Es gibt eine primäre und eine sekundäre erektile Dysfunktion:
- Bei der primären Form waren die betroffenen Männer noch nie in der Lage, eine Erektion zu erlangen.
- Im Gegensatz dazu hatten Männer mit sekundärer erektilen Dysfunktion zuvor normale sexuelle Funktionen, erleben aber jetzt Schwierigkeiten, eine Erektion zu bekommen oder aufrechtzuerhalten. [9]
Typische Symptome der erektilen Dysfunktion
Es gibt 2 Hauptsymptome der erektilen Dysfunktion:
- Schwierigkeiten, eine Erektion zu erlangen.
- Schwierigkeiten, eine Erektion aufrechtzuerhalten.
Die Auswirkungen von ED können weit über die Impotenz selbst hinausgehen und zu einer Reihe von sekundären Symptomen führen, die sowohl das emotionale als auch das psychosoziale Wohlbefinden eines Mannes beeinträchtigen können. Hierzu zählen unter anderem:
- Ein vermindertes Selbstwertgefühl
- Depression
- Angstzustände
- Beziehungsprobleme
- Vermeidung von Intimität
- Konzentrationsprobleme
- Schlafprobleme
- Verminderte Lebensqualität [10]
Was sind die Ursachen der erektilen Dysfunktion?
Erektile Dysfunktion kann sowohl durch psychologische als auch durch körperliche Faktoren verursacht werden. Die Behandlung richtet sich teilweise nach diesen diagnostizierbaren Ursachen:
Psychologische Ursachen einer ED
- Stress und Angst
- Depression oder andere psychische Gesundheitsprobleme
- Beziehungsprobleme, einschließlich mangelndes Vertrauen oder schlechte Kommunikation
- Angst vor Versagen im Bett [11], [12]
Körperliche Ursachen einer ED
Körperliche Ursachen sind meist eine verminderte Durchblutung der Schwellkörper. Dies kann unter anderem durch folgende Faktoren verursacht werden:
- Herzkrankheiten oder Arteriosklerose
- Hoher Blutdruck oder Diabetes
- Hormonelle Störungen wie ein niedriger Testosteronspiegel
- Nervenerkrankungen
- Alkohol- oder Drogenmissbrauch
- Bestimmte Medikamente [13]
Wie kann man eine erektile Dysfunktion behandeln?
Es gibt je nach Ursache und Schweregrad der Erkrankung eine Vielzahl von Optionen, um eine erektile Dysfunktion zu beheben. Hierzu gehören folgende:
- Orale Medikamente: Viele Männer profitieren von Medikamenten gegen erektile Dysfunktion, die den Blutfluss zum Penis erhöhen (PDE5-Hemmer).
- Penisinjektionen: Injektion von Medikamenten, wie Alprostadil, direkt in den Penis, um den Blutfluss in den Penis zu fördern und eine Erektion zu erleichtern.
- Mechanische Geräte: Vakuum-Erektionshilfen (Penispumpen) können bei der Erzeugung einer Erektion helfen.
- Chirurgie: Schwellkörperimplantate können in Fällen eingesetzt werden, in denen andere Behandlungsmethoden nicht erfolgreich waren.
- Psychologische Therapie: Ein/e Sexualtherapeut/in oder Psychologe/Psychologin kann helfen, die psychologischen Ursachen einer ED zu behandeln.
- Alternative Ansätze: Während Akupunktur durch das Stimulieren bestimmter Punkte den Blutfluss verbessern kann, setzen viele Menschen auf pflanzliche Ergänzungsmittel als natürliche Mittel zur Unterstützung der männlichen Potenz.
- Lebensstilanpassungen: Das Aufgeben von Rauchen, der Verzicht auf Alkohol und regelmäßige Bewegung können helfen, die Symptome der ED zu lindern. [14]
- Neuartige Ansätze (z.B. Stamzellen- oder PRP-Therapie): Aktuelle Forschungen befassen sich mit innovativen Behandlungsmöglichkeiten, wie z. B. der Verwendung von Stammzellen, die das Potenzial haben, beschädigtes Gewebe im Penis zu regenerieren. [15], [16]
- Stoßwellentherapie: Niedrig energetische Stoßwellen können mit dem Ziel der Regeneration des Schwellkörpergewebes eingesetzt werden.
Die wichtigsten Unterschiede zwischen vorzeitiger Ejakulation und ED
Die Diagnose einer vorzeitigen Ejakulation wird gestellt, wenn:
- Die Ejakulation regelmäßig zu schnell vor oder nach der Penetration auftritt.
- Das Unvermögen besteht, die Ejakulation bei jeder oder fast jeder sexuellen Aktivität zu verzögern.
- Hierdurch negative persönliche Konsequenzen wie Stress, Frustration und Vermeidung sexueller Intimität auftreten.
Erektile Dysfunktion wird diagnostiziert, wenn:
- Es regelmäßig Schwierigkeiten gibt, eine Erektion zu bekommen oder aufrechtzuerhalten.
- Dieses Problem über einen längeren Zeitraum, d.h. mehrere Monate, besteht.
Besonderheiten der Behandlung von vorzeitiger Ejakulation und ED
Obwohl es Überschneidungen in den Behandlungsansätzen gibt, insbesondere, wenn psychologische Faktoren eine Rolle spielen, sind die therapeutischen Ansätze für diese beiden sexuellen Funktionsstörungen grundsätzlich unterschiedlich.
Die Behandlung der erektilen Dysfunktion hat im Laufe der Jahre eine bemerkenswerte Entwicklung erlebt, wodurch im Vergleich zur vorzeitiger Ejakulation ein breites Spektrum an therapeutischen Möglichkeiten zur Verfügung steht. Dies ist zum Teil auf das bessere Verständnis der physiologischen Mechanismen zurückzuführen, die eine Erektion ermöglichen, sowie auf umfangreiche Forschungs- und Entwicklungsanstrengungen in diesem Bereich.
Häufige Fehlannahmen über vorzeitige Ejakulation und ED
Die sexuelle Gesundheit von Männern wird oft missverstanden, was zu einer Vielzahl von Mythen und Missverständnissen führt. Folgende Fehlannahmen über beide Zustände müssen widerlegt werden, um das allgemeine Bewusstsein über diese weit verbreiteten Störungen zu verbessern:
ED ist nur ein Problem älterer Männer
Es stimmt zwar, dass das Risiko einer ED mit dem Alter steigt, aber Männer jeden Alters können davon betroffen sein. Hormonelle Veränderungen, Krankheiten, Medikamente und psychologische Faktoren können auch bei jungen Männern zu ED führen.
Vorzeitige Ejakulation ist ein rein psychisches Problem
Obwohl psychologische Faktoren wie Angst und Stress die vorzeitige Ejakulation beeinflussen können, zeigen Studien, dass es auch organische Gründe (z.B. Diabetes, Bluthochdruck, Schilddrüsenüberfunktion, Alkoholismus oder Konsum von Freizeitdrogen) gibt, die zur vorzeitigen Ejakulation beitragen. [4]
Wenn ein Mann eine Erektion bekommt, hat er keine ED
Trifft nicht zu: Eine ED bedeutet nicht nur das Erreichen einer Erektion, sondern auch das Aufrechterhalten einer ausreichend festen Erektion für den Geschlechtsverkehr. Ein Mann kann also, auch wenn er gelegentlich Erektionen hat, immer noch an einer ED leiden. [17]
Männer, die von beiden Zuständen betroffen sind, haben zu wenig Testosteron
Während Testosteronmangel eine der Ursachen für ED sein kann, ist er nicht der Hauptgrund für die meisten Männer. Ergänzungen können in einigen Fällen helfen, aber sie sind keine garantierte Lösung gegen vorzeitigen Samenerguss oder ED.
In Bezug auf vorzeitige Ejakulationen gibt es widersprüchliche Ergebnisse aus verschiedenen Studien über den Zusammenhang mit Testosteron. Daher sind weitere Studien erforderlich, um den Zusammenhang zwischen Testosteron und einer EP besser zu verstehen. [22]
Männer mit vorzeitiger Ejakulation sind überempfindlich
Es ist ein weit verbreiteter Glaube, dass vorzeitige Ejakulation durch übermäßige Empfindlichkeit des Penis verursacht wird. Die Ursachen einer vorzeitigen Ejakulation sind allerdings vielfältig und können auch psychologischer, genetischer oder neurobiologischer Natur sein. Aus pathophysiologischer Sicht ist es nicht eine Überempfindlichkeit des Penis, sondern eine Überempfindlichkeit der Rezeptoren (namentlich des Serotonin-5HT1A-Rezeptors), die eine EP verursachen. [4] Dennoch kann die EP auch hier über verschiedene Wege entstehen.
Was ist, wenn man von beiden Zuständen betroffen ist?
Sexuelle Dysfunktionen können für Betroffene eine Quelle von Stress und Selbstzweifel sein. Noch komplizierter wird es, wenn mehr als eine Dysfunktion gleichzeitig auftritt. Es ist durchaus möglich, dass Männer sowohl an einer vorzeitigen Ejakulation als auch an einer erektilen Dysfunktion leiden und folglich eine sogenannte Doppeldiagnose gestellt werden.
Szenarien, in denen beide Zustände koexistieren können:
- Alterungsprozess: Mit steigendem Alter können Männer eine Kombination von vorzeitiger Ejakulation und erektiler Dysfunktion erleben. Während sie möglicherweise Schwierigkeiten haben, eine Erektion aufrechtzuerhalten, könnten sie, wenn sie eine erreichen, den Samenerguss nicht kontrollieren können.
- Psychologischer Stress: Stress und Angst können sowohl eine erektile Dysfunktion als auch vorzeitige Ejakulationen verursachen. Ein Mann könnte z. B. Angst vor einer erneuten vorzeitigen Ejakulation haben, was zu einer erektilen Dysfunktion führt oder umgekehrt.
- Grunderkrankungen: Krankheiten wie Diabetes, Bluthochdruck oder Störungen der männlichen Sexualhormone können gleichzeitig erektile Dysfunktionen und vorzeitige Ejakulationen verursachen.[4]
Ein potenzieller Teufelskreis
Ein häufiges Szenario ist, dass ein Mann, der an vorzeitiger Ejakulation leidet, in zukünftigen sexuellen Begegnungen so besorgt darüber wird, dass er beginnt, Probleme mit seiner Erektionsfähigkeit zu haben. Diese Angst vor Versagen, die sich aus der vorzeitigen Ejakulation ergibt, kann zu einer erektilen Dysfunktion führen. [18]
Umgekehrt könnte es Männer geben, die Schwierigkeiten haben, eine Erektion zu bekommen oder aufrechtzuerhalten, und beim geringsten Anzeichen einer Erektion so erregt werden, dass sie zu schnell ejakulieren.
Wie behandelt man beide Zustände gleichzeitig?
Wenn sich die Ursachen beider Zustände überlappen (z.B. psychische oder hormonelle Störungen), kann man versuchen, beide Störungen parallel zu behandeln.
Bei Patienten mit gleichzeitiger EP und ED kann die EP sekundär zur ED sein. In solchen Fällen sollte zuerst die ED behandelt werden, und die EP verbessert sich in der Regel mit der Verbesserung der ED. [4] PDE-5-Hemmer erhöhen die IELT nicht; bei Patienten mit EP erhöhen sie jedoch die Wahrnehmung der Ejakulationskontrolle und die allgemeine sexuelle Zufriedenheit. [23]
- Kombinierte Therapie: In einigen Fällen kann der/die Arzt/Ärztin eine Kombination aus Medikamenten empfehlen, z. B. ein Medikament zur Behandlung der erektilen Dysfunktion und ein anderes zur Verzögerung der Ejakulation.
- Verhaltenstherapie: Diese Techniken können Männern helfen, ihre Erregung besser zu erkennen und den Samenerguss zu kontrollieren.
- Paartherapie: Manchmal können die mit einer vorzeitigen Ejakulation und erektilen Dysfunktion verbundenen Probleme in der Dynamik einer Beziehung liegen. Eine Paartherapie kann helfen, Kommunikationsprobleme und andere Beziehungsprobleme zu lösen.
- Änderung des Lebensstils: Eine gesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung und Stressbewältigung können sowohl bei erektiler Dysfunktion als auch bei vorzeitiger Ejakulation helfen.
Fazit
Es ist von zentraler Bedeutung, die spezifischen Charakteristika und Unterschiede zwischen diesen beiden Zuständen zu verstehen, um effektive Behandlungsansätze zu ermöglichen und das Wohlbefinden der Betroffenen zu verbessern.
Ob man tatsächlich an diesen Störungen leidet, mag offensichtlich erscheinen, doch beide Störungen können viele verschiedene Ursachen haben. Da die therapeutischen Ansätze auf die zugrunde liegende Ursache abzielen, ist eine gründliche Diagnostik unerlässlich. Eine Vermischung oder Fehlinterpretation dieser Zustände kann zu inadäquaten Behandlungen und weiteren Komplikationen führen.
Häufig gestellte Fragen
Bei der Suche nach Informationen über vorzeitige Ejakulation und/oder erektile Dysfunktion sind Männer meist versucht, die Lösungen und Behandlungen für diese Störungen herauszufinden. Das Problem ist jedoch, dass die Suchenden oft zwei Begriffe verwechseln und daher keine genauen Antworten auf ihre Fragen finden können. Wir haben versucht, hier zu helfen:
Wie weiß ich, ob ich an vorzeitiger Ejakulation leide?
Vorzeitige Ejakulation wird oft definiert als ein regelmäßiges Muster des Samenergusses innerhalb einer Minute nach der Penetration, obwohl der genaue Zeitrahmen variieren kann. Wenn Sie das Gefühl haben, dass Sie nicht in der Lage sind, länger im Bett durchzuhalten, um sowohl Ihnen als auch Ihrem Partner Zufriedenheit zu bringen, und wenn dies zu persönlichem Stress oder Beziehungsproblemen führt, könnte es sein, dass Sie an einer vorzeitigen Ejakulation leiden.
Kann ich die vorzeitige Ejakulation behandeln, ohne eine/n Arzt/Ärztin aufzusuchen?
Es gibt einige Techniken und Hausmittel gegen vorzeitige Ejakulation, die helfen können, wie z.B. die Start-Stopp-Technik oder die Squeeze-Methode. Jedoch sollte man in der Regel eine professionelle Therapie gegen vorzeitige Ejakulation in Anspruch nehmen, die auch eine offizielle Diagnose umfasst.
Beeinflusst Masturbation die vorzeitige Ejakulation?
Es ist nicht abschließend geklärt, wie Masturbation die vorzeitige Ejakulation beeinflussen kann. Einige glauben, dass häufige Masturbation dazu führen kann, dass man schneller ejakuliert, während andere argumentieren, dass Masturbation, wenn sie richtig praktiziert wird, dazu beitragen kann, den Samenerguss zu trainieren und zu kontrollieren.
Helfen Kondome gegen vorzeitige Ejakulation?
Ja, Kondome können dazu beitragen, das Gefühl zu verringern und so den Samenerguss zu verzögern. Es gibt sogar spezielle Kondome auf dem Markt, die mit einer betäubenden Creme beschichtet sind, die dazu dient, die Empfindlichkeit zu verringern und den Samenerguss zu verzögern. Hinweis: Denken Sie daran, dass nicht alle Männer den gleichen Effekt verspüren und einige Männer möglicherweise feststellen, dass Kondome wenig oder gar keinen Unterschied in Bezug auf ihre Ejakulationskontrolle machen. [19]
Funktionieren Pillen gegen erektile Dysfunktion wirklich?
Ja, Medikamente zur Behandlung der erektilen Dysfunktion, wie PDE5-Hemmer, haben sich als effektiv erwiesen und helfen vielen Männern, eine Erektion zu erreichen und aufrechtzuerhalten. [20]
Kann Stress oder Angst ED verursachen?
Ja, psychologische Faktoren wie Stress, Angst und Depression können zu einer erektilen Dysfunktion führen. Emotionaler Stress kann die Fähigkeit des Körpers beeinträchtigen, auf sexuelle Reize zu reagieren, was zu Schwierigkeiten bei der Erektion führen kann. Oft ist es eine Kombination aus physischen und psychologischen Faktoren, die ED verursachen. Es gibt diverse Tests für erektile Dysfunktion, wie z.B. eine nächtliche Tumeneszenzmessung (NPT – Test), um festzustellen, ob diese körperlich oder eher psychisch bedingt ist. [21]
Ist erektile Dysfunktion dauerhaft?
Erektile Dysfunktion kann vorübergehend oder dauerhaft sein, abhängig von der Ursache. Bei einigen Männern kann ED durch Veränderungen des Lebensstils, Medikamente oder Therapie verbessert werden, während bei anderen die Symptome dauerhaft sein können. Es ist wichtig, mit einem/einer Arzt/Ärztin über die besten Behandlungsoptionen zu sprechen und die zugrunde liegende Ursache der ED zu identifizieren.
Steht vorzeitige Ejakulation oder erektile Dysfunktion in Zusammenhang mit Unfruchtbarkeit?
Vorzeitige Ejakulation und erektile Dysfunktion sind hauptsächlich Probleme, die die sexuelle Funktion betreffen und nicht direkt mit der Fähigkeit eines Mannes zu tun haben, ein Kind zu zeugen. Allerdings kann eine erektile Dysfunktion es einem Mann erschweren, Geschlechtsverkehr zu haben, was natürlich die Chancen auf eine Schwangerschaft verringert. Eine vorzeitige Ejakulation kann das sexuelle Erlebnis beeinträchtigen und den Geschlechtsverkehr verkürzen, hat aber nicht notwendigerweise einen direkten Einfluss auf die Fruchtbarkeit, solange die Spermiendeposition intravaginal stattfindet. Bei anhaltenden Fruchtbarkeitsproblemen sollten Paare jedoch eine/n Spezialisten/Spezialistin aufsuchen.
Wie schnell sollte ich bei sexuellen Problemen den/die Arzt/Ärztin aufsuchen?
Wenn Sie anhaltende Symptome einer vorzeitigen Ejakulation oder einer erektilen Dysfunktion bemerken, ist es ratsam, so bald wie möglich eine/n Arzt/Ärztin aufzusuchen. Während gelegentliche Episoden normal sein können, insbesondere in Zeiten von Stress oder anderen temporären Faktoren, sollte ein wiederholtes Auftreten als Anlass zur Sorge dienen. Das frühzeitige Ansprechen des Problems kann dazu beitragen, die zugrunde liegende Ursache schneller zu identifizieren und effektive Behandlungsoptionen zu finden.
Welche/n Arzt/Ärztin sollte ich bei vorzeitiger Ejakulation oder erektiler Dysfunktion aufsuchen?
Bei Problemen mit vorzeitiger Ejakulation oder erektiler Dysfunktion sollten Sie zunächst Ihren Hausarzt/Hausärztin konsultieren. Er oder sie kann Sie dann an eine/n Urologen/Urologin oder eine/n Andrologen/Andrologin überweisen, der auf männliche Gesundheitsprobleme spezialisiert ist. Wenn die Ursache der Erkrankung psychologisch zu sein scheint, könnte auch eine Überweisung zu einem/einer Psychologen/Psychologin oder Sexualtherapeuten/Sexualtherapeutin sinnvoll sein.
Gibt es rezeptfreie Behandlungen für vorzeitigen Samenerguss und eine erektile Dysfunktion?
Es gibt verschiedene rezeptfreie Produkte, von denen behauptet wird, dass sie sowohl die vorzeitige Ejakulation als auch die erektile Dysfunktion behandeln können. Hierzu gehören Cremes, Gele und Nahrungsergänzungsmittel. Viele dieser Produkte haben jedoch nicht die gleiche Wirksamkeit und Sicherheit wie verschreibungspflichtige Medikamente gegen vorzeitige Ejakulation oder ED. Es ist immer ratsam, mit einem/einer Arzt/Ärztin zu sprechen, bevor Sie ein rezeptfreies Produkt ausprobieren, um sicherzustellen, dass es sicher und wirksam für Ihre spezifische Situation ist.
Gibt es einen Test auf vorzeitigem Samenerguss?
Ob ein Samenerguss vorzeitig stattfindet, ist vor allem von der potenziellen Unzufriedenheit der Sexualpartner abhängig. Daher wird die effektive Zeitspanne bis zum Samenerguss zwischen verschiedenen Paaren sehr unterschiedlich bewertet. Die Unzufriedenheit (Distress) kann anhand von Fragebögen ermittelt werden und hiermit beurteilt werden, ob ein Mann an vorzeitiger Ejakulation leidet.
Der wichtigste Parameter in klinischen Kontrollstudien ist die sogenannte “Intravaginale Ejakulations-Latenzzeit” (kurz: IELT). Dies ist die Zeit zwischen der Penetration und der Ejakulation. Ein IELT von weniger als einer Minute deutet oft auf einen vorzeitigen Samenerguss hin, obwohl dies stark variieren kann.
Bei einer ED kann Akupunktur helfen. Gibt es ähnliche alternative Ansätze bei der vorzeitigen Ejakulation?
Auch bei der vorzeitigen Ejakulation suchen viele Menschen nach alternativen Behandlungsmethoden abseits von Medikamenten und herkömmlichen Therapeutieansätzen. Sie stoßen dann auf diverse alternative Behandlungsansätze, wie zum Beispiel die Homöopathie gegen vorzeitige Ejakulation. Während einige Patienten von positiven Ergebnissen berichten, gibt es keine wissenschaftlich fundierten Belege, die die Wirksamkeit der Homöopathie in diesem Bereich unterstützen.
Manchmal wird auch Hypnose gegen vorzeitige Ejakulation vorgeschlagen. Die Idee dahinter ist, dass Hypnose helfen kann, zugrundeliegende psychologische Faktoren oder Traumata anzugehen, die zur vorzeitigen Ejakulation beitragen könnten. Wie bei der Homöopathie gibt es jedoch keinen klaren wissenschaftlichen Konsens darüber, dass Hypnose als wirksame Behandlung einer vorzeitigen Ejakulation funktioniert.
Lesen Sie mehr:
- Die verschiedenen Arten von Ejakulationsstörungen
- Die Wurzeln des vorzeitigen Samenergusses: Ursachen und Hintergründe
- Mit Erektionsstörung zum Arzt – Wann und zu Welchem?
- Die verzögerte Ejakulation: Eine irritierende Sexualstörung
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