Historische Entwicklung der Verhütungsmittel
Verhütung im Wandel der Zeiten
Verhütungsmittel gehören heute für viele Menschen zum Alltag und sind ein wichtiger Bestandteil der Familienplanung. Aber wie sah es eigentlich in der Vergangenheit aus? Wann wurden Verhütungsmittel erfunden und wie haben sie sich im Laufe der Geschichte entwickelt? Wann und wie wurden die Antibabypillen entdeckt? Von den frühen Anfängen bis hin zu den modernen Verhütungsmitteln gibt es viel zu erkunden.
Steinzeit
Die Geschichte der Verhütung reicht weit zurück in die Menschheitsgeschichte und es gab verschiedene Methoden, die sich Menschen haben einfallen lassen. Eine faszinierende Entdeckung in diesem Zusammenhang ist eine Felsmalerei aus der Steinzeit, die einen Mann mit einer sonderbaren Hülle um den Penis zeigt. Könnte es sich dabei um ein Kondom handeln? Obwohl wir heute nicht mit Sicherheit sagen können, wie man vor mehreren 10.000 Jahren verhütet hat, gibt es einige Hinweise auf die ältesten Verhütungsmethoden:
Dazu zählt sicherlich der Coitus interruptus, auch bekannt als "unterbrochener Verkehr". Dabei handelt es sich um den vaginalen Geschlechtsverkehr mit dem Samenerguss außerhalb der Scheide. Diese Methode ist seit Jahrtausenden bekannt und wurde in vielen Kulturen praktiziert. Eine weitere Methode, die ebenfalls seit langem angewendet wird, ist die Verwendung von natürlichen Barriere-Methoden wie Pflanzen, die als Spermizid wirken können.
Antike
Im alten Ägypten und Griechenland wurden verschiedene Methoden zur Verhütung praktiziert. Unsere Vorfahren wurden richtig kreativ: Frauen legten sich beispielsweise eine Mischung aus Honig, Akazienblättern und Watte in ihre Scheide, um das Aufsteigen von Samenzellen zu verhindern. In der Antike gab es 413 Rezepte für Verhütungs- und Abtreibungsmittel, darunter auch solche, die heutzutage kurios erscheinen, wie die Einnahme von Efeu- oder Weidenblättersäften, das Einnehmen von zerstoßenem Krokodilkot oder das Hüpfen und Niesen nach dem Geschlechtsverkehr.
Mittelalter und frühe Neuzeit
Im Laufe der Jahrhunderte wurden weitere Methoden entwickelt, wie die Verwendung von Kondomen, die im 16. Jahrhundert in Europa populär wurden, oder die Verwendung von Diaphragmen, die im 19. Jahrhundert entwickelt wurden.
Die Geschichte der Kondome
Bereits vor 5000 Jahren wurden Kondome aus Fischblasen, Schafsdärmen oder Leinenhüllen hergestellt, um die Empfängnis zu verhindern. Im Laufe der Jahrhunderte wurden Kondome aus verschiedensten Materialien hergestellt, darunter Seide, Leder und sogar Tierhörner.
Neue Materialien aus der Reifenindustrie revolutionieren das Kondom
Im 19. Jahrhundert begann die moderne Kondomindustrie mit der Herstellung von Latexkondomen. Charles Goodyear, bekannt für seine Erfindung des vulkanisierten Kautschuks, fertigte 1855 das erste Latexkondom an. Es war jedoch noch sehr dick und nicht sehr komfortabel. Im Jahr 1870 wurde dann das erste dünne Latexkondom in Serienherstellung produziert und es revolutionierte die Verwendung von Verhütungsmitteln.
Das hauchdünne Kondom von der Supermarktkasse
Heute sind Kondome eine der effektivsten und einfachsten Methoden zur Verhütung von ungewollten Schwangerschaften und Geschlechtskrankheiten und sind überall zu kaufen. [1] Sie werden aus unterschiedlichen Materialien wie Latex, Polyurethan und Polyisopren hergestellt und sind in verschiedenen Größen und Stärken erhältlich.
Seit wann gibt es die Antibabypille?
Die Geschichte der Antibabypille ist eine spannende Reise durch die Zeit. Alles begann im Jahre 1921, als der Österreicher Ludwig Haberlandt die Idee von hormonell wirksamen Verhütungstabletten hatte. Leider konnte er diese Idee nicht umsetzen, da er früh verstarb. Aber die Geschichte der Pille nahm Fahrt auf. [4] Carl Clauberg, ein Mediziner im Konzentrationslager Auschwitz, führte furchtbare Menschenversuche durch und legte damit die Grundlagen für die Pille.
Und wer hat nun die Pille erfunden?
Die eigentliche Erfindung geht jedoch auf den aus Wien in die USA emigrierten Chemiker Carl Djerassi zurück. Im Jahre 1951 gelang ihm die erste künstliche Herstellung eines Gelbkörperhormons (Gestagens). Zusammen mit Gregory Pincus und John Rock produzierte er damit 1957 ein Mittel gegen Menstruationsbeschwerden, das sie an Slumbewohnerinnen in Puerto Rico testeten. 1960 erhielt das Medikament in den USA die Zulassung als Verhütungsmittel unter dem Namen Enovid. Ein Jahr später erschien eine Weiterentwicklung unter dem Namen Anovlar auch auf dem deutschen Markt. Doch es gab Widerstand: Man befürchtete, die Pille könnte zu unkontrollierter Unzucht führen.
Seit wann gibt es die Pille zu kaufen?
Die Pille wurde deshalb bis Ende der 60er Jahre nur von wenigen Frauenärzten an verheiratete Frauen, die mindestens 30 Jahre alt waren und mehrere Kinder hatten, verschrieben. Mit der sexuellen Revolution veränderte sich die Haltung und der Anteil der damit verhütenden Frauen stieg von damals 0,3 % auf heute 47 %. Es gab jedoch auch Gegenwind, vor allem durch die katholische Kirche.
Trotzdem hat sich die Pille heute als eines der beliebtesten Verhütungsmittel etabliert. Es gibt zahlreiche Varianten: Ein-, Zwei-, Drei-, Vierphasenpillen und reine Gestagenpillen. Die Pille kann nicht nur vor einer ungewollten Schwangerschaft schützen, sondern auch die Blutungsabstände regulieren, Stärke und Schmerzen verringern und positiv auf Haut und Haare wirken. [5]
Auch wenn es einige negative Aspekte gibt (z. B. Thrombosen, unerwünschte hormonelle Wirkungen, die Notwendigkeit der täglichen Pilleneinnahme und das Risiko, die Pille zu vergessen), scheinen die Vorteile der oralen Verhütung die möglichen Nachteile zu überwiegen.
Erfindung von Dreimonatsspritze, Implantat, reine Gestagenpillen
Die Geschichte der Verhütungsmittel ist eine faszinierende und ständig fortschreitende Entwicklung. Während die Antibabypille seit den 1960er Jahren die bevorzugte Methode der Empfängnisverhütung ist, gibt es heute viele andere Möglichkeiten, empfängnisverhütende Hormone in den Körper einzubringen. Eine dieser Optionen ist die Dreimonatsspritze, die es seit den 1970er Jahren gibt und deren Vorteil ist, dass die Frau nicht mehr jeden Tag an die Einnahme der Pille denken muss.
Eine noch sanftere Option für eine sichere Empfängnisverhütung ist das Implantat, das seit den 2000er Jahren verfügbar ist. [2] Es wird einfach unter die Haut des Oberarms geschoben und bietet für ganze drei Jahre einen Schutz vor ungewollter Schwangerschaft.
Eine weitere Alternative sind reine Gestagenpillen, die heutzutage ebenso einfach wie die Kombinationspille eingenommen werden können. Der Nachteil liegt hier darin, dass das Einnahmefenster, in dem die Pille täglich genommen werden muss, bei einigen Präparaten mit 3 Stunden sehr kurz ist und man eine schlechtere Kontrolle über den Zyklus hat.
Die Geschichte der Spirale
Schon in der Antike wurden Gegenstände zur Empfängnisverhütung verwendet
Die Geschichte der Spirale als Verhütungsmittel reicht bis in die Antike zurück, als Frauen Steine oder Metalle in ihre Gebärmutter einführten, um eine ungewollte Schwangerschaft zu verhindern. Im Laufe der Jahrhunderte wurden aus diesen einfachen Methoden die modernen Spiralen entwickelt, die wir heute kennen.
Die Idee der Empfängnisverhütung mit Hilfe von eingeführten Gegenständen findet Eingang in die Medizin
Der polnische Arzt Richard Richter gilt als Erfinder des Vorläufers der Spirale, einem mit Seide umwickelten Ring aus Darm, der 1909 erstmals eingesetzt wurde. [2] Später wurde die Methode von Ernst Gräfenberg, einem Berliner Gynäkologen, verbessert, indem er einen Ring aus Seide mit Silberdraht umwickelte, um die Sicherheit weiter zu erhöhen. Im Laufe der Jahre wurden verschiedene Formen der Spirale entwickelt, wie eine gewundene Schlange, eine Platte mit Zacken oder eine Sieben.
Die moderne Spirale
Heutzutage sind vor allem T-förmige Spiralen und die Kupferkette beliebt, da sie eine hohe Verhütungssicherheit bieten. Eine wichtige Entwicklung war die Zugabe von Hormonen, die die Blutung und Schmerzen reduzierten und die Akzeptanz der Spirale erhöhten.
Die ersten Spiralen wurden mit einer erhöhten Entzündungsneigung in Verbindung gebracht, weshalb auch heute noch jungen Frauen, die noch nicht entbunden haben, davon abgeraten wird, die Spirale als Verhütungsmittel der Wahl zu verwenden. Nach dem heutigen Stand der Wissenschaft ist dieser Rat nicht haltbar und die modernen Spiralen gelten als sicher für jede Frau. [2]
Die Abzählmethode Knaus-Ogino
Die Knaus-Ogino-Methode ist ein Ansatz, um fruchtbare und unfruchtbare Tage bei der Familienplanung zu bestimmen. Benannt ist sie nach den beiden Entwicklern Kyūsaku Ogino aus Japan und Hermann Knaus aus Österreich. Sie entwickelten die Methode unabhängig voneinander im Jahr 1930. Die Berechnung erfolgt anhand der bisherigen kürzesten und längsten Zyklusdauer der Frau. Der erste fruchtbare Tag wird durch Abziehen von 18 Tagen vom kürzesten Zyklus berechnet, der letzte fruchtbare Tag durch Abziehen von 11 Tagen vom längsten Zyklus.
Die einzige Methode der Empfängnisverhütung mit päpstlichem Segen
Interessanterweise wurde die Knaus-Ogino-Methode 1951 von Papst Pius XII. als einzige Verhütungsmethode von der katholischen Kirche anerkannt. Sie erfordert jedoch eine sehr regelmäßige und vorhersehbare Menstruationsperiode, da sie bei unregelmäßigen Zyklen nicht zuverlässig funktioniert. [3] In der Praxis würde sie bedeuten, dass der Geschlechtsverkehr während des Zeitraums vom 7. bis zum 20. Tag des Zyklus vermieden werden muss, um eine Schwangerschaft zu verhindern, was oft nicht praktikabel ist.
Die Geschichte der Sterilisation
Die Sterilisation hat eine lange Geschichte und wurde in verschiedenen Kulturen praktiziert. Im antiken Griechenland wurden Männer durch Hitze sterilisiert, im alten China wurden Frauen durch das Einführen von Metallstäben unfruchtbar gemacht. Sowohl in den USA in den 1920er Jahren als auch in Deutschland während der Nazi-Diktatur wurden Menschen aus ideologischen Gründen zwangssterilisiert, um ihre Fortpflanzung zu verhindern. Opfer waren vor allem Behinderte und psychisch Kranke.
Heute sind Sterilisationen bei Frauen und Männern eine beliebte Methode, um ungewollte Schwangerschaften zu vermeiden, doch die steigende Anzahl an Alternativen lässt die Zahlen sinken. So sind in Deutschland heute 8% aller Frauen und 2% aller Männer im reproduktionsfähigen Alter sterilisiert. [6]
Fazit
Die Geschichte der Verhütung kann uns daran erinnern, dass wir in der heutigen Zeit Glück haben, aus einer Vielzahl von Verhütungsmethoden wählen zu können. Vom Kondom über hormonelle Methoden bis hin zu chirurgischen Eingriffen gibt es für jeden Bedarf und jede Lebenssituation eine passende Option. Die Fortschritte in der Medizin haben uns zuverlässige und sichere Verhütungsmittel beschert, die uns vor ungewollter Schwangerschaft schützen und somit unsere Freiheit und Selbstbestimmung ermöglichen. Alles, was man tun muss, ist, die richtige Verhütungsmethode zu wählen, die den individuellen Bedürfnissen und dem Gesundheitsprofil durch eine angemessene medizinische Beratung entspricht und alle Vor- und Nachteile abwägt.
Quellen
[1] Khan F, Mukhtar S, Dickinson IK, Sriprasad S. The story of the condom. Indian J Urol. 2013 Jan;29(1):12-5. doi: 10.4103/0970-1591.109976. PMID: 23671357; PMCID: PMC3649591. Verfügbar unter: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3649591/. Abgerufen am 12. Dezember 2022.
[2] Grimes, David A., editor. “Evolution and Revolution: The Past, Present, and Future of Contraception.” The Contraceptive Report 10 (2000): 15–25. Verfügbar unter: https://web.archive.org/web/20060926031920/http://www.contraceptiononline.org/contrareport/pdfs/10_06.pdf. Abgerufen am 12. Dezember 2022.
[3] Rhythm Method. Case Western Reserve University. Verfügbar unter: https://artsci.case.edu/dittrick/online-exhibits/history-of-birth-control/contraception-in-america-1900-1950/rhythm-method/. Abgerufen am 12. Dezember 2022
[4] Haberlandt E. Ludwig Haberlandt--A pioneer in hormonal contraception. Wien Klin Wochenschr. 2009;121(23-24):746-9. doi: 10.1007/s00508-009-1280-x. PMID: 20047112. Verfügbar unter: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/20047112/. Abgerufen am 12. Dezember 2022.
[5] MUVS Museum für Verhütung und Schwangerschaftsabbruch. Die Pillenstory: Eine vergessene Revolution. Verfügbar unter: https://muvs.org/de/themen/verhuetung/die-pillenstory-eine-vergessene-revolution/. Abgerufen am 12. Dezember 2022
[6] Familienplanung in Zahlen. WELT. Veröffentlicht am 01.02.2010. Verfügbar unter: https://www.welt.de/welt_print/wissen/article6054911/Familienplanung-in-Zahlen.html. Abgerufen am 12. Dezember 2022.